Art Wolfe – Kamelkarawane in der Sahara

Kamelkarawane in der Sahara © Art Wolfe/ Art Wolfe Stock
Kamelkarawane in der Sahara, Marokko. Die Aufnahme entstand aus einem kleinen Flugzeug heraus. © Art Wolfe/ Art Wolfe Stock

Art Wolfe ist einer der bedeutendsten Naturfotografen der Gegenwart. Das Schleswiger Stadtmuseum zeigt vom 3. Juni bis zum 30. Oktober 2016 die weltweit erste Retrospektive des Amerikaners unter dem Titel „Die Erde ist mein Zeuge“. Das Schleswig-Holstein Journal, das Magazin des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages, stellt in einer von mir verfassten Serie die besten Fotos von Art Wolfe vor. Am 28. Mai 2016 erschien mein Beitrag über das Luftbild einer Kamelkarawane in der Sahara:

Wer vor die Aufgabe gestellt wird, aus dem Lebenswerk von Art Wolfe die zehn besten Bilder auszuwählen, wird mit großer Wahrscheinlichkeit diese im Jahr 2003 entstandene Momentaufnahme einer durch die Sahara dahinziehenden Kamelkarawane mit auswählen. Warum spricht uns dieses Foto ganz besonders an? Henri Cartier-Bresson, der Altmeister der klassischen Bildreportage, brachte es einmal auf folgenden Nenner: „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“ Genau dies gelingt Art Wolfe mit seinem Luftbild, indem er den dramatischen Beleuchtungseffekt der späten, tiefstehenden Sonne nutzt, die den spannungsvoll leicht diagonal verlaufenden Zug von Menschen und Tieren wie ein Bühnenscheinwerfer aufscheinen lässt und warme Farben in die sonst so karge Wüstenlandschaft zaubert. Durch die tiefen Schatten erhält die Szene zudem eine fast dreidimensionale Räumlichkeit. Kurzum: Dieses Bild ist ein weiterer Beleg für die Fähigkeit von Art Wolfe, zu Wasser, zu Land und auch zu Luft unvergessliche Fotografien zu schaffen. Art Wolfe reiht sich damit in die Riege großer Luftbildfotografen der Gegenwart ein, unter denen der Franzose Yann Arthus-Bertrand dank seines epochalen Werkes „Die Erde von oben“ der bekannteste ist. 

„Wenn ich ein bestimmtes Bild vor Augen habe, setze ich alles daran, das Foto zu realisieren“, formulierte Art Wolf einmal. Ich fragte Art Wolfe etwas provokant, ob seine Aufnahme der Karawane nicht eher ein durch Glück begünstigter Zufallstreffer war. „Sicher gibt es in der Fotografie sozusagen den goldenen Schuss“, antwortete er, „aber als Profi musst du dein Glück mit viel Planung und der Fähigkeit, dein fertiges Bild im Voraus zu erahnen, hart erarbeiten. So war auch dieser Schuss ein Produkt der Planung. Ich wollte nicht einfach nur eine Luftaufnahme der Sahara, sondern kreativ mit Licht und Schatten der Karawane in der Wüstenlandschaft spielen.“ Dabei waren die Umstände alles andere als einfach: „Die Passagiere um mich herum in dem kleinen Flugzeug litten an Reisekrankheit und hantierten mit ihren Spucktüten. Deshalb hatte ich Mühe, mich auf die Aufnahme zu konzentrieren und die Karawane in der endlosen Sandwüste auszumachen.“

 

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