Christian von Alvensleben: Zeitsprung

Eine Riesenwelle rollt an die portugiesische Atlantikküste. Aus der Serie "Macaréu", 2016.
Eine Riesenwelle rollt an die portugiesische Atlantikküste. Aus der Serie „Macaréu“, 2016. © Christian von Alvensleben

Im Schloss Reinbek präsentieren Christian und Helga von Alvensleben ihre archaische fotografische Welt in einem „Zeitsprung“. Denn: Ein halbes Jahrhundert liegt zum Beispiel zwischen den Fotografien von Hubert Fichte (1960) und dem Start des Langzeitprojektes Archaik (2011).

Die Ausstellung besteht aus 57 analogen Schwarzweiß-Abzügen. Die Formate reichen von 40 x 50 cm bis zu einer XXL-Größe von zwei Metern.

„Helga und Christian von Alvensleben sind ein kongeniales Paar, das alle Projekte und Bildideen sowie deren Umsetzung gemeinsam erörtert und festlegt“, führte ich in meiner Eröffnungsansprache aus. „Nur der Druck auf den Auslöser – das ist die Domäne von Christian von Alvensleben.“

„Die Faszination der Fotografien von Archaik liegt im Ursprünglichen und Einfachen “

Die Ausstellung gliedert sich in folgende Werkgruppen:

HUBERT FICHTE
1960 traf der achtzehnjährige Christian von Alvensleben den Schriftsteller Hubert Fichte zufällig im Süden Frankreichs. Die Aufnahmen wurden erstmals 2006 in den Hamburger Deichtorhallen gezeigt.

ARCHAIK
An globalen Orten fanden Christian und Helga von Alvensleben unzählige interessante und eigenwillige Objekte, darunter Steine, Muscheln und Kakteen. In dem griechischen Dorf Archangelos porträtierten sie Menschen, die alljährlich ein archaisches Frühlingsfest feiern. 

SALZIGES LICHT
Zwischen 2013 und 2016 entstanden Fotografien entlang der wilden Atlantikküste: riesige Felsen in der Bretagne, majestätische Wellen bei Nazaré in Portugal und archaische Fischer und ihre Häuser auf der Insel Lanzarote.

BRETAGNE
Als die Erde noch eine Scheibe war und am Horizont das dunkle Meer in unergründliche Tiefen stürzte, war die wilde Küste von Finistère für die Menschen das Ende der Welt. Die Reste eines Urgebirges zeigen sich in düsteren Steilküsten und gewaltigen, haushoch durcheinander geworfenen Granitbrocken.

LANZAROTE
Das Portfolio erzählt von einer kargen heißen schwarzen Insel und ihren Bewohnern, einer Insel, die seit Urzeiten von gewaltigen Erdbewegungen und extremen Vulkanausbrüchen geformt wurde.

PORTUGAL
Die schwarzweißen Werkserien über Menschen, archaische Lebensformen, Natur und Naturgewalten, finden mit dieser Arbeit ihre Fortsetzung. In der Auseinandersetzung mit dem ursprünglichsten Element unseres Planeten, dem Wasser, zeigen Christian und Helga von Alvensleben dessen unglaubliche Kraft und brutale Schönheit. 

Die Aufnahmen dieses Portfolios, das für mich den Höhepunkt im Archaik-Zyklus darstellt, entstanden Anfang 2016 an der Westküste Portugals, wo bis zu 30 Meter hohe Wellen während der Winter- und Frühjahrsstürme beobachtet werden können. Christian von Alvensleben ist beim Fotografieren dieser Monsterwellen bis an Grenzen gegangen und musste sich festbinden lassen, um nicht von den Wogen mitgerissen zu werden. 

„Schwarzweiß – der Generalschlüssel für die Wirkmächtigkeit der Archaik-Serie“

Diese Nähe zur Urgewalt des Meeres ist sicher der eine Grund für die Kraft dieser Bilder. Es gibt aber noch einen weiteren: „Aufnahmen, die das Meer zeigen, werden in den meisten Fällen klassisch im Querformat abgelichtet“, erläutert Christian von Alvensleben. „Ich habe mich ganz konsequent für das Hochformat entschieden, denn dadurch wird die Intensität der kraftvollen Bewegungen einzelner Wellen und deren Strukturen im Bild entscheidend verstärkt.“ 

„Gibt es vielleicht noch einen weiteren Grund dafür, dass uns die dramatischen Flutwellen-Fotografien in den Bann ziehen?“, stellte ich bei meiner Einführung als Frage in den Raum. „Gibt es gar einen Generalschlüssel für die Wirkmächtigkeit der gesamten Archaik-Serie? Ich denke ja. Dieser Schlüssel ist für mich die frühe Entscheidung des Künstlerpaares gewesen, alles in Schwarzweiß zu fotografieren und nicht in Farbe.“

Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2019 geöffnet (Mittwoch bis Sonntag, jeweils 10 bis 17 Uhr).

 

 

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