Haithabu um 1930

Haithabu © Stadtmuseum Schleswig
Das von Theodor Möller (1873-1953) vermutlich im Herbst 1930 aufgenommene Foto zeigt Wissenschaftler und Besucher an der Grabungsstelle in Haithabu.

Haithabu und die Wikingerzeit waren beherrschende Themen in der Geschichte Schleswigs im 20. Jahrhundert und sind auch heute noch schlagzeilenträchtig, nicht zuletzt dank des neuen Slogans der  „Wikingerstadt Schleswig“.

Die systematischen archäologischen Grabungen im Ringwall von Haithabu begannen am 14. September 1930 unter der Leitung von Prof. Dr. Gustav Schwantes, Direktor des Museums vaterländischer Altertümer in Kiel. Dieses Museum war der Vorgänger des heutigen Archäologischen Landesmuseums. Die Funde der Anfangsgrabungen waren 1931 im Rahmen der Sonderausstellung „Haithabu-Wikingerzeit-Ausstellung“ in der alten Domschule, Süderdomstraße 15, zu besichtigen.

Frühes Haithabu-Museum

Der Erfolg dieser Ausstellung ermutigte den Schleswiger Magistrat, im Günderothschen Hof in der Friedrichstraße ein städtisches Museum zum Thema Haithabu zu errichten. Dessen Aufbau und Leitung wurden 1932 dem Stadtrat Hans Röper übertragen. Da die Stadt keine Originalfunde erhielt, war das neue Museum in dem ehemaligen Adelspalais auf Nachbildungen und Bildmaterial angewiesen. Das Altertumsmuseum am Gallberg, der Vorläufer des heutigen Stadtmuseums, wurde nach dem Rücktritt seines langjährigen Leiters Emil Terno 1932 geschlossen; ein großer Teil der Bestände kam in den Günderothschen Hof.

Herbert Jankuhn und Heinrich Himmler

Ab 1933 wurden die Untersuchungen in Haithabu von den Nationalsozialisten in hohem Maß ideologisch ausgeschlachtet. Dafür war Dr. Herbert Jankuhn maßgeblich mitverantwortlich, der als Chefarchäologe 1931 die Leitung der Grabungen übernommen hatte. Jankuhn trat 1933 der SA bei und wurde später Mitglied der SS. Der „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler höchstpersönlich gab die Order aus, dass Haithabu den Status einer deutschen „Kultstätte“ erhalten sollte. Am 16. März 1937 informierte er sich in Haithabu über den Stand der Grabungen.

Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie über die Ausstellung „Schleswig neu entdeckt!“ im Stadtmuseum (noch bis 13. März 2016) und wurde am 27. Februar 2016 in den „Schleswiger Nachrichten“ veröffentlicht.

 

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