Meine „Knast-Einblicke“ von 1971 in der Hamburger Morgenpost

Artikel "Knast-Einblicke" in der Hamburger Morgenpost vom 8. Juni 2017
Artikel „Knast-Einblicke“ in der Hamburger Morgenpost vom 8. Juni 2017 mit Fotos aus meiner Jugendarrest-Bildserie von 1971

Vor kurzem habe ich in diesem Blog eine Bildserie veröffentlicht, die ich 1971 in der Jugendarrestanstalt im ehemaligen Hamburger Polizeigefängnis Hütten aufnehmen konnte. Die Hamburger Morgenpost (MOPO) wurde auf den Beitrag aufmerksam und zeigte in ihrer Ausgabe vom 8. Juni 2017 auf eineinhalb Seiten vier der Motive.

„Hamburgs berüchtigster Jugendknast“ 

MOPO-Redakteur Thomas Hirschbiegel schrieb in dem Begleittext: „’Heim-Hütten‘ mitten in der Neustadt: Das war bis Anfang der 80er Hamburgs berüchtigster Jugendknast. Jetzt sind bisher unveröffentlichte Bilder aus dem düsteren Bau aufgetaucht. Die MOPO zeigt einige davon. 1858 wurde das Gebäude an der Straße Hütten als Polizeiwache gebaut. Seit 1910 war dort ein Polizeigefängnis. In Diskussionen über humanen Strafvollzug wurde der Knast in den 20er Jahren als ‚übles Loch‘ bezeichnet. Die Nazis kümmerten die miesen Verhältnisse nicht, auch sie nutzten das Gefängnis. Nach dem Krieg wurde es weiter betrieben – und 1971 durfte Holger Rüdel es besuchen. Er war damals Student an der Hochschule für bildende Künste, wollte Bildjournalist werden. Später studierte er Geschichte und wurde Leiter des Stadtmuseums Schleswig. Der heute 66-Jährige erinnert sich an den Besuch im Knast: ‚Jugendliche hatten auf eine Zellenwand ,Zündet die Bruchbude an‘ geschrieben.‘ Das Gebäude ist heute nach dem von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer Helmuth Hübener benannt und wird als Unterkunft für wohnungslose Männer genutzt.“

Ausblick

In meinem Blogbeitrag über das „Heim Hütten“ hatte ich geschrieben: „Die Geschichte der Jugendarrestanstalt im ehemaligen Polizeigefängnis Hütten scheint vergessen und verdrängt. Doch noch ist es nicht zu spät, dieses Kapitel aufzuarbeiten. Es wird Zeitzeugen und Betroffene geben, die sich erinnern. Mit der Veröffentlichung meiner Bildserie aus dem Herbst 1971 möchte ich dazu einen Anstoß geben.“ Dank des Artikels in der Morgenpost besteht die Hoffnung, dass die Geschichte der Anstalt Hütten aus dem Blickwinkel „von unten“ – mit den Erinnerungen ehemaliger Aufsichtskräfte und Insassen – doch noch geschrieben werden kann. Zeitzeugen dürfen sich gern an mich wenden.

 

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