Matthias Nanz – ein Fischer an der Schlei: Frühjahr. Teil 2

Matthias Nanz aus Schleswig ist einer der letzten Berufsfischer an der Schlei. Bei seinen Fangfahrten - hier Ende April auf der Großen Breite der Schlei - sind hungrige Möwen häufige Begleiter, immer in der Hoffnung auf Fischabfälle wie in diesem Fall Innereien ausgenommener Heringe.
Matthias Nanz aus Schleswig ist einer der letzten Berufsfischer an der Schlei. Bei seinen Fangfahrten – hier Ende April auf der Großen Breite der Schlei – sind hungrige Möwen häufige Begleiter, immer in der Hoffnung auf Fischabfälle wie in diesem Fall Innereien ausgenommener Heringe. © Holger Rüdel

Samstag, 25. April 2020. Frühmorgens um 5:30 Uhr bin ich mit Matthias Nanz an seinem Bootsliegeplatz in Missunde verabredet, um ihn bei der Frühjahrsfischerei ein weiteres Mal mit der Kamera zu begleiten.

Die kurze Wartezeit nutze ich, um ein paar Stimmungsbilder von diesem Standort zu schießen, bevor die Sonne aufgeht. Noch liegt die Fähre still und vertäut am südlichen Ufer der Schlei. Aber das Missunder Fährhaus, das Restaurant auf der anderen Seite, wirkt mit seiner zu dieser Uhrzeit überraschend hellen Illumination wie ein Leuchtturm in einer einsamen Küstenlandschaft.

Vom Liegeplatz in Missunde fährt Matthias Nanz mit seinem Boot zu den Fanggründen in der Schlei. Das Bild entstand frühmorgens Ende April vor Sonnenaufgang kurz vor seiner Abfahrt. Am rechten Schleiufer ist die Fähre und links das beleuchtete Missunder Fährhaus zu erkennen.
Vom Liegeplatz in Missunde fährt Matthias Nanz mit seinem Boot zu den Fanggründen in der Schlei. Das Bild entstand frühmorgens Ende April vor Sonnenaufgang kurz vor seiner Abfahrt. Am rechten Schleiufer ist die Fähre und links das beleuchtete Missunder Fährhaus zu erkennen. © Holger Rüdel

Zielfische: Heringe und Aale in der Großen Breite der Schlei

Kurz danach hat Matthias Nanz alle Fanggeräte und sonstiges Zubehör in seinem Boot verstaut. Fast jeder Quadratzentimeter ist belegt. Für mich bleibt ein enger Stehplatz, aber diese Unbequemlichkeit nehme ich als Gast an Bord gerne in Kauf. Die Fischerei geht vor.

Unser Ziel ist die Große Breite der Schlei, wo der Fischer eine Reihe von Reusen und Netzen ausgelegt hat. Der späte April ist für die Schleifischer eine Zeit des Übergangs: die Heringssaison geht dem Ende entgegen und überlappt sich mit dem langsam beginnenden Aalfang.

Deshalb ist die Beute, die Matthias Nanz aus dem Wasser zieht, überschaubar und gemischt: wenige Heringe und nur einige größere Aale. Die meisten Aale sind untermaßig und werden zurückgesetzt. „Das ist doch ein gutes Zeichen“, freut sich „Ducki“ Nanz, „das zeigt, dass wir Schleifischer mit unserem jährlichen Besatzprogramm Erfolg haben“. Und er hält mir zum weiteren Beweis ein paar Glasaale entgegen, die sich in den Maschen verfangen hatten. 

Matthias Nanz aus Schleswig ist einer der letzten Berufsfischer an der Schlei. Bei seinen Fangfahrten - hier Ende April auf der Großen Breite der Schlei - sind hungrige Möwen häufige Begleiter, immer in der Hoffnung auf Fischabfälle wie in diesem Fall Innereien ausgenommener Heringe.
Hungrige Möwen sind häufige Begleiter bei den Fangfahrten von Matthias Nanz, immer in der Hoffnung auf Fischabfälle wie in diesem Fall Innereien ausgenommener Heringe. © Holger Rüdel

Kormorane und Schwarzmundgrundeln

„Was ist eigentlich mit Barschen, Zandern und Schleischnäpeln“, frage ich, „die habt ihr doch früher in großen Menge gefangen“. Die Antwort kommt prompt: „Das stimmt. Aber diese Bestände sind den Kormoranen zum Opfer gefallen. Wir haben damals, wie bei den Aalen, tausende junge Schleischnäpel ausgesetzt. Das war leider alles umsonst“. 

Hier hält der Schleifischer Matthias Nanz zwei frisch gefangene Schwarzmundgrundeln in seinen Händen. Die Schwarzmundgrundel ist eine invasive Fischart, die sich explosionsartig in Nord- und Ostsee sowie den verbundenen Gewässern ausgebreitet hat. Schwarzmundgrundeln treten gegenüber vielen heimischen Arten als Nahrungs- und Raumkonkurrent auf und bedrohen damit deren Existenz – auch in der Schlei.
Hier hält der Schleifischer Matthias Nanz zwei frisch gefangene Schwarzmundgrundeln in seinen Händen. © Holger Rüdel

Die kontrovers diskutierte Kormoran-Population ist nicht das einzige Problem für die Fischbestände und die Zukunft der Berufsfischerei an der Schlei. Aus Sicht der Fischer gibt es einen weiteren Gegenspieler: die Schwarzmundgrundeln (Neogobius melanostomus).

Bei diesen „kleinen Monstern“ handelt es sich um eine invasive Fischart, die sich explosionsartig in Nord- und Ostsee sowie den verbundenen Gewässern ausgebreitet hat. Schwarzmundgrundeln treten gegenüber vielen heimischen Arten als Nahrungs- und Raumkonkurrenten auf und bedrohen damit deren Existenz – auch in der Schlei.

Umweltminister Jan Philipp Albrecht: „Wir müssen die Nährstoffüberschüsse dringend reduzieren!“

Natürlich reden wir auch über den „Dauerbrenner“, die Überdüngung der Schlei und die negativen Folgen für die Fischerei. Wie das Umweltministerium in dem kürzlich veröffentlichten zweiten Nährstoffbericht des Landes feststellt, sind die Nährstoffüberschüsse in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren nicht gesunken. Sie belasten das Grundwasser sowie Oberflächen- und Küstengewässer weiterhin stark.

Der schleswig-holsteinische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht erklärte dazu: „Wir müssen die Nährstoffüberschüsse dringend reduzieren, um sowohl die Gewässer zu schützen als auch zum Klimaschutz beizutragen“.

Eine klare Aussage, die Hoffnung weckt. 

Matthias Nanz aus Schleswig ist einer der letzten Berufsfischer an der Schlei. Bei dieser Fangfahrt Ende April auf der Großen Breite der Schlei begegnete er seinem Kollegen Jörn Ross, dem Ältermann der Holmer Fischerzunft.
Bei dieser Fangfahrt Ende April auf der Großen Breite der Schlei begegnete Matthias Nanz seinem Kollegen Jörn Ross, dem Ältermann der Holmer Fischerzunft. © Holger Rüdel

„Klönschnack“ unter Kollegen auf der Großen Breite der Schlei

Während ich mit Matthias Nanz über diese Thematik spreche, nähern wir uns einem anderen Fischerboot. Es ist „Schle 11“ von Jörn Ross, dem Ältermann der Holmer Fischerzunft. Matthias Nanz und Jörn Ross gehen längsseits und tauschen sich angeregt über die Fangergebnisse der letzten Tage aus. Ein fachlicher „Klönschnack“ unter Kollegen – wie in früheren Zeiten, als man noch gemeinsam in großen Wadenbooten zu acht vom Holm auf die Schlei hinausfuhr und den Ertrag der Beute solidarisch teilte. 

 

Aufnahmegeräte: Fujifilm X-Pro2 und Hasselblad L1D-20c (DJI Mavic 2 Pro)

 

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