Nikon D810 und D610 im Testvergleich

Wilder Wein Nikon D810 © Holger Rüdel
Die Blätter der Dreispitzigen Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata), oft auch Dreiblättrige bzw. Dreilappige Jungfernrebe genannt und im Volksmund als Wilder Wein bekannt, nehmen im Herbst eine fantastische Färbung an. Das Bild entstand mit einer Nikon D810 und dem AF Micro Nikkor 60 mm 1:2,8D bei Blende 11. Aufnahmeort war das dicht mit Wildem Wein bewachsene Palais des Stadtmuseums Schleswig im Günderothschen Hof. © Holger Rüdel

Mit der D810 brachte Nikon in diesem Sommer ein Aufnahmewerkzeug auf den Markt, das alle anderen digitalen Kleinbildkameras in seiner Bildqualität übertreffen soll – auch die hauseigenen Vorgängermodelle D800 und D800E. Mich interessierte weniger dieser globale Maßstab, sondern ein direkter Testvergleich zwischen der D810 und D610, Nikons „Einsteigermodell“ in der Vollformatklasse.

Praxistest

Dieser Test vergleicht allerdings nicht das komplette Spektrum der jeweiligen Kamerafunktionen, sondern bezieht sich ausschließlich auf eine praxisgerechte beispielhafte Situation in der Naturfotografie: die Aufnahme eines floralen Motivs im Freien bei niedriger ISO-Zahl. Die Testaufnahmen – alle im 14-Bit-RAW-Modus belichtet und mit Capture NX-D entwickelt – entstanden mit dem AF Micro Nikkor 60 mm 1:2,8D, einem der schärfsten Nikon-Objektive, unter Einsatz eines Stativs mit ISO 100, Blende 11 und Spiegelvorauslösung. Bei der D810 aktivierte ich zusätzlich die neue Funktion der elektronischen Steuerung des ersten Verschlussvorhangs, wodurch eine nochmalige Reduzierung von Vibrationen erreicht werden soll. Ansonsten waren alle Aufnahmeparameter bei den beiden Testkandidaten identisch eingestellt.

Die Testaufnahmen im Vergleich

Jetzt zu den Ergebnissen der Aufnahmeserie des Wilden Weins und Herbstlaubs im Günderothschen Hof, dem Sitz des Stadtmuseums Schleswig: In verkleinerter Ansicht der TIFF-Dateien von etwa 25 % ist selbst auf einem kalibrierten Spitzenmonitor kein Unterschied in der Bildqualität zwischen den D810- und D610-Aufnahmen erkennbar. Die Fotos aus der D810 wirken von Haus aus farblich etwas intensiver, was sich allerdings in der digitalen Nachbearbeitung bei den D610-Motiven problemlos kompensieren lässt.

Geringe Unterschiede zeigen sich erst in den Ausschnitten aus den 100-Prozent-Ansichten der Bilddateien: Bei der Auflösung feinster Details, etwa an den Stengeln der Blätter des Wilden Weins, hat die D810 die Nase einen Tick vorn; ansonsten schlägt sich die D610 so gut, dass es schwer fällt, bei ISO 100 und Blende 11 Differenzen zu ihrer fast 2.000 EUR teureren Schwester mit dem 36-Megapixel-Sensor auszumachen. Was bei diesem Testvergleich fairerweise erwähnt werden muss: Bei der D810 tritt bereits ab Blende 8 Beugungsunschärfe auf.

Fazit

Mein Fazit: In der Naturfotografie mag Nikons neue Superkamera erste Wahl sein, wenn es darauf ankommt, aus riesigen Bilddateien den passenden Ausschnitt herauszufiltern und freizustellen. Dies kommt bei Wildlife-Situationen mit flüchtigen Tieren häufig vor. Ansonsten ist die D610 bei den meisten Einsätzen in Wald, Feld und Flur nach wie vor ein Arbeitsgerät, das Fotos in exzellenter Qualität ermöglicht.

 

 

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