Das Tamron SP 150-600 G2 mit Telekonverter 1.4x

Ein Austernfischer (Haematopus ostralegus) in Port Olpenitz, aufgenommen mit dem Tamron SP 150-600 G2 plus Tamron-Telekonverter TC-X14 an der Nikon D850. 1/2000 Sekunde, Blende 9, ISO 1600, Brennweite 850 mm.
Ein Austernfischer (Haematopus ostralegus) in Port Olpenitz an der Ostsee, aufgenommen mit dem Tamron SP 150-600 G2 plus Tamron-Telekonverter TC-X14 an der Nikon D850. 1/2000 Sekunde, Blende 9, ISO 1600, Brennweite 850 mm. © Holger Rüdel

Das Tamron SP 150-600 G2 ist eines der besten Super-Telezooms auf dem Markt. Es eignet sich ideal für Motive, die sich in größerer Entfernung schnell und oftmals unvorhersehbar auf die Kamera zu- oder wegbewegen. Haupteinsatzgebiete sind damit die Sport- und vor allem die Wildlife-Fotografie. 

Im September 2016 brachte der japanische Objektivhersteller zwei Telekonverter heraus, die speziell für das SP 150-600 G2 konstruiert wurden: das Modell TC-X14 mit dem Faktor 1.4 und das Modell TC-X20, das die Brennweite verdoppelt. Ein Extremobjektiv wie das Tamron SP 150-600 G2 mit einem Telekonverter kombinieren – kann das funktionieren?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich eine Nikon D850 mit dem SP 150-600 G2 und dem TC-X14 bestückt und in der „freien Wildbahn“ ausführlich getestet. Nach einigen tausend Aufnahmen ist der Zeitpunkt gekommen, um über die Ergebnisse zu berichten.   

Telekonverter TC-X14 (1.4x) versus TC-X20 (2.0x)

Warum ich mich auf den „kleinen“ Tamron-Konverter mit dem Faktor 1.4 konzentriert habe, liegt auf der Hand: Das größere Modell TC-X20 verlängert zwar die maximale Brennweite des SP 150-600 G2 auf imposante 1.200 mm, reduziert aber die effektive Blendengröße um zwei Blendenstufen. Bei einer Brennweite von 1.200 mm sinkt die Lichtstärke somit auf Blende 13. Zudem funktioniert der Autofokus – wenn überhaupt – nur noch im Live-View-Modus. Dies alles schränkt die Praxistauglichkeit des TC-X20 bei mobilen Outdooreinsätzen stark ein.

Dagegen verliert man beim TC-X14 nur eine Blendenstufe und behält die Möglichkeit, die Autofokusfunktion der Kamera fast in vollem Umfang zu nutzen – abhängig von der Technik des Kameramodells sowie Helligkeit und Kontrast der Aufnahmesituation.  Die Brennweite des SP 150-600 G2 lässt sich mit dem TC-X14 auf maximal 840 mm verlängern. In den EXIF-Daten werden allerdings 850 mm angezeigt.

Der TC-X14 ist – ebenso wie das SP 150-600 G2 – hochwertig gefertigt. Der Tubus besteht komplett aus Aluminiumdruckguss. Der Konverter besitzt eine Bajonettfassung aus Messing an der Kameraseite und aus Edelstahl an der Objektivseite. Spezielle feuchtigkeits- und staubfeste Dichtungen ermöglichen den Einsatz auch bei rauer Witterung im Freien. 

Mit einem Straßenpreis von etwa 450 bis 500 € ist der TC-X14 natürlich alles andere als ein Schnäppchen. Wie schlägt sich dieser Konverter nun in der fotografischen Praxis? 

Der TC-X14 im Praxistest: Einsatz in Port Olpenitz

Wer häufig scheuen Tieren mit der Kamera nachstellt, hat nur wenige Optionen, um Wildlife-Motive eindrucksvoll aus der Nähe einzufangen. Die beste Möglichkeit ist ein gut angelegtes Tarnversteck, wenn das Verhalten der Tiere vorhersehbar oder zum Beispiel durch das Auslegen eines Köders beeinflussbar ist. Schwieriger und technisch aufwendiger wird es, wenn man mit unbemanntem Equipment und Fotofallen arbeitet. Geht es allerdings darum, die Fluchtdistanz von Tieren im mobilen Einsatz zu überbrücken, hilft nur ein Teleobjektiv mit möglichst langer Brennweite. Und genau deshalb habe ich die Kombination von SP 150-600 G2 und TC-X14 fast ausschließlich bei praxisgerechter maximaler Brennweite von 840 mm (laut EXIF: 850 mm) getestet.

Der erste Einsatzort war Port Olpenitz, der Ferienpark auf dem Gelände des ehemaligen Marinestützpunktes in Olpenitz bei Kappeln an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Viele Seevögel bevölkern die Hafenanlagen dieses Ostseeresorts und waren ein ideales Zielobjekt, um die Tauglichkeit des Konverters bei sich schnell bewegenden, mitunter aber auch statischen Motiven in der freien Wildbahn zu überprüfen. 

Ich war zunächst positiv überrascht, dass sich die Kombination von Nikon D850 und Tamron SP 150-600 G2 plus TC-X14 freihändig genauso problemlos bedienen lässt wie ohne Konverter. Das liegt zum einen an der hervorragenden dreistufigen Bildstabilisierung des Telezooms, die auch mit dem TC-X14 einwandfrei funktioniert, andererseits auch an der Stativschelle aus leichtem Magnesium, mit der man das Objektiv im Freihandeinsatz sicher halten und stützen kann.

Wenn es allerdings darum geht, Vögel im Flug mit einer Brennweite von 840 mm zu verfolgen und nahezu formatfüllend aufzunehmen, sinkt die Trefferquote bei quirligen Tieren wie Möwen rapide. Dafür ist nicht der Autofokus verantwortlich, der sich trotz der geringen Lichtstärke als erstaunlich zuverlässig erwies, sondern vielmehr die Schwierigkeit, die Bewegungen der Vögel vorauszusehen und sie als Ganzes, ohne abgeschnittene Körperteile, abzulichten. In solchen Aufnahmesituationen fährt man besser, wenn man mit reduzierter Brennweite arbeitet und den Ausschnitt später in der digitalen Dunkelkammer optimiert. 

 

Schon bei offener Blende (9 bei 840 mm) ermöglicht die Telezoom-Konverter-Kombination Bilder mit hoher Auflösung und Kontrast, die durchaus professionellen Ansprüchen genügen. Das Foto des Leuchtturms von Schleimünde, freihändig aufgenommen von Port Olpenitz bei maximaler Brennweite und offener Blende, demonstriert die optische Qualität eindrucksvoll. Selbst im extremen Ausschnitt sind alle Details im Leuchtturmkörper noch gut erkennbar.

Eine Abblendung um ein Drittel auf Blende 10 verbessert die optische Performance, was aber erst in der 100-Prozent-Ansicht auf dem Bildschirm sichtbar wird. Es ist also nicht erforderlich, zur Erzielung besserer Schärfe stets abzublenden. 

Der TC-X14 im Praxistest: Gebirgsstelze im Fokus

An einem Fließgewässer in der Nähe meines Wohnortes leben Gebirgsstelzen, deren Verhalten ich seit einiger Zeit zunächst ohne Kamera beobachtet hatte. Diese hübschen langschwänzigen Vögel mit dem auffallend gelben Hinterteil agieren wie Watfischer und bewegen sich leichtfüßig am Ufer oder im seichten Wasser hin und her, immer auf der Suche nach Insekten, deren Larven und Würmern. Ihr Bewegungsrhythmus macht ihr Erscheinen manchmal vorhersehbar, aber jede Annäherung und jede noch so vorsichtige Bewegung lässt sie davonfliegen. 

Um trotz dieser großen Fluchtdistanz eindrucksvolle Nahaufnahmen ohne Tarnzelt einzufangen, erwies sich der TC-X14-Konverter in Verbindung mit dem SP 150-600 G2 als Rettung. Hinter einem umgestürzten Baum an einem Pool des Gewässers halb verborgen, konnte ich eine Gebirgsstelze bei der Nahrungssuche aus einer Entfernung von gut 10 Metern über einen längeren Zeitraum beobachten und mit maximaler Brennweite von 840 mm fast formatfüllend freihändig fotografieren. Das Zusammenspiel von Objektiv, Konverter und Kamera bei der Autofokusverfolgung funktionierte nahezu perfekt. Fast alle Aufnahmen waren scharf. Gelegentliche Autofokus-Aussetzer ergaben sich nur in extrem kontrastarmen Abschnitten des Pools. 

 

Der kleine Wermutstropfen bei diesem Teil des Praxistests war die unvermeidbare hohe ISO-Zahl von bis zu 8.000 als Resultat von schwachem Umgebungslicht, kurzer Verschlusszeit und reduzierter Lichtstärke des Objektivs. Und natürlich ist auch ein Hochleistungs-Aufnahmegerät wie die Nikon D850 nicht frei von Bildrauschen, das sich bei der Entwicklung in Lightroom allerdings sehr gut reduzieren lässt.      

Crop versus Konverter

Macht der Kauf eines Konverters Sinn, wenn man eine Kamera mit einem hochauflösenden Sensor besitzt? Unter dieser Voraussetzung lassen sich in vielen Fällen Ausschnitte herstellen, mit denen fast die gleiche Wirkung erzielt werden kann wie mit einem brennweitenverlängernden Konverter. Ich habe diese Frage bezogen auf die Kombination von Nikon D850, Telezoom und Telekonverter untersucht. Die Testaufnahmen fanden unter identischen Bedingungen statt: Stativ, Spiegelvorauslösung, maximale Brennweite, offene Blende und minimale ISO-Zahl. 

 

Die erste Aufnahme entstand mit dem SP 150-600 G2 ohne Konverter. Der Ausschnitt wurde exakt auf das unbeschnittene zweite Fotos abgestimmt, bei dem der TC-X14-Konverter zum Einsatz kam. Auf den ersten Blick lassen sich die beiden Fotos kaum voneinander unterscheiden, doch ist der Qualitätsunterschied in der vergrößerten Ansicht der hochaufgelösten Dateien auf dem Monitor sichtbar: Das mit dem Konverter entstandene Testfoto übertrifft die Crop-Variante deutlich. Das Bild ist erkennbar schärfer.   

Fazit

Die rundum positiven Ergebnisse meines Praxistests haben mich überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass der Konverter TC-X14 so gut mit dem Super-Telezoom von Tamron harmoniert. Telekonverter beeinträchtigen häufig die optische Performance des Objektivs, mit dem sie verbunden werden. Das ist beim TC-X14 nicht der Fall. Trotz des konstruktionsbedingten Verlustes von einer Blendenstufe kann man den Konverter mit einer Kamera wie der Nikon D850 auch unter schwierigen Lichtverhältnissen freihändig einsetzen und damit die Grenzen vor allem in der Wildlife-Fotografie manchmal ein Stück hinausschieben. Die Ergänzung der Ausrüstung um den TC-X14 ist insofern eine sinnvolle Investition. 

Übrigens: Laut Auskunft von Tamron wurde der Konverter speziell für das Tamron SP 150-600 G2 konstruiert und ist – leider – nicht für das Vorgängerobjektiv G1 geeignet. 

 

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