Testbericht: Seeadler in Aktion mit der Nikon D850

Ein Seeadler (Haliaeetus albicilla) im Anflug auf einen Fisch. Das Foto entstand auf dem Breiten Luzin im Naturpark Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern.
Höchste Konzentration: Ein Seeadler (Haliaeetus albicilla) im Anflug auf einen Fisch unmittelbar vor dem Zupacken, hier in Farbe … © Holger Rüdel

Im zweiten Teil meines Testberichtes über Greifvogel-Aktionsfotos mit der Nikon D850 geht es heute um Seeadler. Schauplatz war erneut der Naturpark Feldberger Seenlandschaft, genauer gesagt der Breite Luzin im Nordosten des Hauptortes Feldberg. Und hier ist auch der Liegeplatz des umweltfreundlichen Elektrobootes vom Greifvogelexperten Fred Bollmann, dank dessen jahrelangen Engagements Fischadler, Rot- und Schwarzmilane, Seeadler und andere „Herrscher der Lüfte“ in diesem Teil Deutschlands heimisch geworden sind. 

„Die schnellsten Kameras sind gerade gut genug“

Milane können gemächlich ihre Kreise ziehen, dann aber blitzschnell zuschlagen, wenn sie Beute erspäht haben. Um die Rasanz des Beutegreifens vom Anflug, dem Zupacken und dem Abflug in einer Bildserie in den entscheidenden Phasen festzuhalten, sind die schnellsten Kameras gerade gut genug. Wie ich in dem Testbericht über die Milan-Aktionsfotos dokumentiert habe, spielen sich die spannenden Szenen in nur zwei Sekunden ab.

Die Nikon D850, ausgestattet mit dem Zubehör für 9 Bilder in der Sekunde, ist der Garant für Aktionsfotos, die diese aufregenden Momente gestochen scharf einfangen.

Höchste Konzentration: Ein Seeadler (Haliaeetus albicilla) im Anflug auf einen Fisch unmittelbar vor dem Zupacken. Das Foto entstand mit einer Nikon D850 und dem Tamron SP 150-600mm G2 (@500 mm) im Naturpark Feldberger Seenlandschaft.
… und hier als Bildversion in Schwarzweiß. Die Aufnahme entstand mit einer Nikon D850 und dem Tamron SP 150-600mm G2 (@500 mm) im Naturpark Feldberger Seenlandschaft. © Holger Rüdel

 

Seeadler – rasant wie Milane?

Doch was ist mit Aktionsfotos von Seeadlern und der Nikon D850? Zunächst: Die „Könige der Lüfte“ sind weitaus größer als Milane. Und sie liegen scheinbar wie ein Brett in der Luft, wenn sie über einem Gewässer kreisen. Dieses Flugverhalten wirkt auf den ersten Blick ziemlich plump und wenig agil.

Aber lassen wir uns nicht täuschen: Wenn ein Seeadler erst einmal seine Beute ins Visier genommen hat, kann er ebenfalls in extrem hoher Geschwindigkeit zustoßen. Ich war selbst überrascht, dass sich die folgenden Momente mit dem Anflug, erfolgreichen Ergreifen der Beute und dem Abflug in nur zwei Sekunden abspielten:

 

Damit war dieser Seeadler ebenso schnell wie die eigentlich viel wendigeren Roten Milane, die ich auf dem Breiten Luzin mit der Nikon D850 in ähnlichen Aktionsszenen aufnehmen konnte. Übrigens: Der grünlich schimmernde See war bei dieser Bildserie nicht etwa durch Algen verunreinigt. Vielmehr spiegelte sich das Laub des bewaldeten Ufers an diesem Morgen auf der Wasseroberfläche. 

Die Nikon D850 ist also mit ihren 9 Bildern pro Sekunde – bei Verwendung des Spezialakkus EN-EL18b oder EN-EL18a im Multifunktionshandgriff Nikon MB-D18 – auch bei Seeadler-Aktionsfotos dafür gerüstet, die Dramatik des Beutegreifens in allen Facetten aufzuzeichnen. Diese Fähigkeit weist meines Erachtens über die reine Tierfotografie hinaus und macht die Kamera ebenso wie die Nikon D5 und D500 zum Werkzeug etwa von ornithologischen Studien und anderen wissenschaftlichen Untersuchungen in der Tierkunde.  

Fazit des D850-Praxistests

Die Nikon D850 hat meine Erwartungen bei diesem Testeinsatz voll erfüllt. Die Kamera ist mit ihrer hohen Seriengeschwindigkeit und ihrem reaktionsschnellen Autofokus das perfekte Werkzeug, um rasante, aktionsgeladene Szenen in der Tierfotografie festzuhalten, vor allem Greifvögel im Flug und beim Beutegreifen. Die Bildqualität ist exzellent dank des neuentwickelten 45,7-Megapixel-Sensors. Bei dieser Auflösung lassen sich extreme Ausschnitte ohne erkennbare Verluste an Bildqualität erzeugen. Schärfe und Farbanmutung sind zwar kein Quantensprung gegenüber den schon sehr guten Sensoren in der D800 und D810, aber die Bildergebnisse der D850 wirken schärfer und subtiler in den Farben.

Natürlich tritt auch bei einer Hochleistungskamera wie der D850 Bildrauschen auf. Bis ISO 6400 sind diese Störungsmuster recht gut in der Nachbearbeitung in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus leidet der Bildeindruck sichtbar, und ab ISO 12.800 sind keine verwertbaren Aufnahmen zu erwarten. 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Nikon mit der D850 ein großer Wurf gelungen ist. Vor allem Tierfotografen können mit diesem Werkzeug, richtig eingesetzt, Ergebnisse erzielen, die vorher nicht erreichbar waren.  

 

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