Hannah Arendt an der University of Chicago 1966
Hannah Arendt an der University of Chicago 1966 (Ausschnitt) © Art Resource, New York, Hannah Arendt Bluecher Literary Trust

Die deutsch-amerikanische Politologin Hannah Arendt (1906-1975) war eine scharfsinnige Beobachterin des Weltgeschehens im 20. Jahrhundert – aber sie blieb eine Außenseiterin. 

Immer wieder nahm Hannah Arendt Stellung zu Ereignissen ihrer Zeit und prägte maßgeblich zwei Begriffe: „totale Herrschaft“ und „Banalität des Bösen“. In ihren Urteilen folgte die politische Theoretikerin keinem Programm und keiner Tradition. Eigensinnig, strittig und anregend äußerte sie sich über Totalitarismus, Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, den Eichmann-Prozess, den Zionismus, das politische System und die Rassentrennung in den USA, die Studentenproteste und den Feminismus. Nichts davon ist heute abgeschlossen.
(Deutsches Historisches Museum)

Vom 11. Mai 2020 bis zum 18. Oktober 2020 zeigte das Deutsche Historische Museum in Berlin die Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“. Im Zentrum der über 1000 m² großen Themenschau mit mehr als 300 Objekten und zahlreichen Filmdokumenten stand Arendt als Intellektuelle und politische Theoretikerin. 

Sie fragt danach, was historische Urteilskraft nach dem Holocaust tun kann und welches die Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft sind. Oft sind ihre Fragen mit dem, was sie in ihrer Biografie erlebte, verbunden. So etwa die Fragen nach Menschenrechten, den Rechten von Staatenlosen und die nach der Fähigkeit einer nach-totalitären Gesellschaft, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden. Ihre dezidierten Urteile sind noch heute so kontrovers wie ihre Fragen aktuell.
(Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums)

Hannah Arendt und die antiautoritäre Erziehung

Ein Kapitel der Ausstellung behandelte Hannah Arendts Ansichten über die „progressive education“ in den USA, das Vorbild antiautoritärer Erziehung. Zur Illustrierung dieses Themas nahm das Team um die Kuratorin Dr. Monika Boll Arbeiten aus meiner Serie „Antiautoritärer Kinderladen versus evangelischer Kindergarten 1970“ in die Ausstellung auf: 

 

„Bewegend, verstörend, kantig“, lautet die Überschrift eines Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. Mai 2020 über die Ausstellung. „Sie dokumentiert in bewegender Weise deutsche Zeitgeschichte, ehrt eine große Denkerin, ohne ihre Kanten zu glätten, und macht unbändige Lust, ihre Bücher und Aufsätze neu oder wieder zu lesen.“

Die Ausstellung war nach Berlin vom 9. März bis 16. Mai 2021 in der Bundeskunsthalle Bonn zu sehen.