Ausgrabungen am Tor des Danewerks bei Schleswig 2013 – der Schnitt durch den historischen Hohlweg

Das Danewerk südlich von Schleswig, Nordeuropas größtes Bodendenkmal, war einst die Südgrenze des dänischen Reiches. Im Jahr 2010 entdeckten Archäologen im Ort Dannewerk das lange gesuchte Tor der mächtigen Wallanlage. Eine im Frühjahr 2013 gestartete gemeinsame Grabungskampagne des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein und des dänischen Museums Sønderjylland förderte sensationelle Erkenntnisse zutage. So ist das Danewerk wesentlich älter als bisher angenommen: Die Anfänge reichen zurück in die Zeit um 500 nach Christus. Abgebildet ist hier der Schnitt durch den unteren Teil eines Hohlweges, der direkt durch das Tor des Danewerks führte. Die tiefen dunklen Rillen sind Spuren von Wagenrädern.
Schnitt durch einen Hohlweg am Tor des Danewerks 2013. Im Jahr 2010 entdeckten Archäologen im Ort Dannewerk das lange gesuchte Tor der mächtigen Wallanlage. © Holger Rüdel

Über die aufsehenerregenden archäologischen Entdeckungen am Tor des Danewerks bei Schleswig habe ich bereits in meinem Blogbeitrag vom 29. September 2013 berichtet. Das deutsch-dänische Grabungsteam unter der Leitung von Dr. Astrid Tummuscheit und Diplom-Prähistorikerin Frauke Witte ermöglichte es mir, die Ausgrabungsstätte erneut zu besichtigen und zu fotografieren. Im Fokus meines Interesses stand dieses Mal der Hohlweg, der mitten durch das Tor des Danewerks führte – eine Trasse, die in ihrer historischen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, handelt es sich doch um keinen geringeren als den berühmten Ochsen- bzw. Heerweg (dänisch Hærvejen). Vermutlich in der Bronzezeit entstanden, verband der auch als „Wirbelsäule der Kimbrischen Halbinsel“ bezeichnete Weg den Norden Jütlands mit der Elbe als Handelsroute, aber auch als Pfad für militärische Aktionen.

Während ich den Schnitt durch den Weg mit der Nikon D600 vom bodennah ausgerichteten Stativ ablichtete, erhielt ich von Dr. Astrid Tummuscheit fachkundige Erläuterungen: „Was wir freigelegt haben, ist der untere Teil des Hohlweges, das heißt des Ochsenweges. Die horizontalen, vielschichtigen Strukturen sind sandige, feingebänderte Ablagerungen und wurden durch Regen eingespült. Die tiefen Rillen konnten wir als Spuren von Wagenrädern deuten.“ Dann zeigte die Archäologin auf schwarze Partikel am rechten Rand des Weges: „Das ist eine besonders spannende Entdeckung. Hier handelt es sich um Holzkohlenreste von einem lokalen Brand, den wir auf die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts datieren können.“

Ein Brand am Tor des Danewerks in der Wikingerzeit – dieser archäologische Befund bietet sicher Raum für manche Spekulation. Und ist hoffentlich Ansporn für weitere archäologische Untersuchungen an der „Chinesischen Mauer des Nordens“.

 

 

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