Provenienz-Technologie: Revolution in der Fotografie?
Das Internet – für die Fotografie ist es Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite bieten sich enorme Chancen für alle Kreativen, ihre Werke zu verbreiten. Andererseits erleichtern die allseits zugänglichen digitalen Bilderwelten den Missbrauch durch Diebstahl, nicht lizensierte Verwendung und Manipulation.
Gegen Bilderdiebstahl und visuelle Fake News
Ich selbst gehöre zu den Opfern. Etwa 4.000 meiner Arbeiten waren bzw. sind online verfügbar. Nach Ermittlungen von Copytrack, einem Unternehmen zur Ermittlung von visuellen Urheberrechtsverletzungen im Internet, war dieses Bildmaterial bereits in mehr als 200 Fällen von illegalen Nutzungen betroffen. Bei der Verfolgung dieser Verstöße muss die Urheberschaft notfalls vor Gericht nachgewiesen werden. Das ist immer dann schwierig, wenn das jeweilige Foto durch Manipulationen wie Collagen, Ausschnitte und Hinzufügen anderer Elemente verfremdet wurde.
Hier setzt die Provenienz-Technologie an, die das Softwareunternehmen Adobe im Rahmen seiner Content Authenticity Initiative (CAI) entwickelt hat. Dabei handelt es sich um eine innovative Technik, bei der während der Belichtung unveränderbare, fälschungssichere Informationen in die Bilddatei „eingebrannt“ werden, etwa Ort, Zeit und Gegenstand der Aufnahme. Diese signierten Metadaten sollen sich dann später mit einem Server abgleichen lassen, um die Echtheit des Bildes zu prüfen.
Provenienz-Technologie – ein wirksames Echtheitssiegel für Fotografien?
Die Idee, Fotografien über eingebettete Metadaten mit ergänzenden Angaben etwa zum Copyright zu versehen, ist nicht neu, sondern schon lange Standard im professionellen Bildgeschäft. Doch diese Metadaten – ob im Format EXIF, IPTC oder XMP – lassen sich mit recht einfachen Mitteln manipulieren oder sogar komplett entfernen. Wenn das Adobe-Echtheitssiegel seine Wirksamkeit unter Beweis stellen sollte, wäre das ein Durchbruch im Kampf gegen den täglichen Bilderdiebstahl im Internet und auch gegen die Flut visueller Fake News bei Twitter, Facebook, Instagram und Co.
Inzwischen hat Adobe mit Leica und Nikon zwei führende Kamerahersteller gewonnen, die sich bereit erklärt haben, die Provenienz-Technologie in ihre jeweiligen Spitzenmodelle zu integrieren. Während Leica seine M11 voraussichtlich erst ab 2023 mit der Funktion ausstatten wird, hat Nikon hier die Nase vorn: Auf der diesjährigen Adobe-Hausmesse MAX 2022 Creativity Conference präsentierte Nikon in Los Angeles bereits eine Z 9 mit eingebauter Echtheitssiegel-Technik.