Nikkor Z MC 105 mm. Das Makroobjektiv von Nikon im Praxistest
Das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S: lichtstark, scharf, stabilisiert. Und mit wunderschönem Bokeh.
Nikon-Produktbeschreibung des Makroobjektivs Z MC 105 mm
Begleitet von dieser selbstbewussten Eigenwerbung, hat Nikon vor zwei Jahren das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S auf den Markt gebracht. Das Z MC 105 mm präsentiert sich als Nachfolger des legendären Makroobjektivs Micro Nikkor AF-S 105 mm (für das F-Bajonett) und ergänzt damit die wachsende Palette an Nikon-Linsen für das hauseigene spiegellose Z-System.
Diese Objektive haben sich bisher einen ausgezeichneten Ruf durch ihre optische Leistungsfähigkeit und ihre hohe Verarbeitungsqualität erworben, worüber ich bereits am Beispiel des Nikkor Z 14-24 mm 1:2,8 S berichtet habe. Gilt dieses Gütesiegel auch für das Nikkor Z MC 105 mm?
Das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S stellt sich vor
Die wichtigsten Produkteigenschaften des Makroobjektivs sind laut Nikon:
- Schnelle, fehlerfreie Fokussierung
- Innenfokussierung
- Schalter für Fokusbegrenzung
- Aufwendige Abdichtung des Bajonetts und sämtlicher beweglicher Teile gegen das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit
- ARNEO- und Nanokristallvergütung reduzieren Reflexionen sowie Streulicht und Geisterbilder.
- Der Bildstabilisator des Objektivs unterstützt die VR-Funktion der Kamera.
- Die Blende mit neun abgerundeten Lamellen sorgt für ein natürlich wirkendes Bokeh.
- Geringes Gewicht (630 g)
- Maximaler Abbildungsmaßstab 1: 1
Dieses professionelle Objektiv, fasst Nikon in seiner Produktbeschreibung zusammen, ermöglicht Aufnahmen mit „lebensechter Tiefe und Detailtreue“.
Das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S in der Praxis
Leicht, aber solide
Ich hatte Gelegenheit, diese vielversprechenden Merkmale des Objektivs in den letzten Wochen bei Einsätzen in der „freien Wildbahn“ zu testen. Der erste Eindruck war ein angenehmes Gefühl der Leichtigkeit, das mich bei den doch beachtlichen Ausmaßen des Makros (maximaler Durchmesser 85 mm, Länge 140 mm ohne Gegenlichtblende) überraschte. Hier wirkt sich positiv aus, dass Nikon das Objektiv bis auf das Bajonett, das hintere Tubusteil und den hinteren Einstellring komplett aus Kunststoff fertigen lässt.
Befeuert von „Objektivexperten“ wie dem bekannten Ken Rockwell, hält sich in der Szene übrigens hartnäckig die Einschätzung, dass die Verwendung von Kunststoffen im Objektiv- und Kamerabau ein Zeichen mangelnder Qualität sei. Angesichts der hochwertigen, stark belastbaren Kunststoffe, die Nikon und andere führende Hersteller bei ihren Spitzenprodukten verwenden, ist diese Behauptung unbegründet. Und wer – wie ich – Opfer von Fallschäden bei Objektiven aus Metall war, hat selbst erleben müssen, dass eine Beule im Tubus die komplette Linse unbrauchbar machen kann.
Innenfokussierung und Autofokus-Performance
Neben dem geringen Gewicht wirkt sich die Ergonomie des Objektivs günstig beim Einsatz in Wald, Feld und Flur aus. Die beachtliche Länge erleichtert die Handhabung, die durch den griffigen, mit Gummi ummantelten Fokussierring unterstützt wird. Damit lässt sich das Objektiv auch manuell präzise und spielfrei scharf stellen. Gut gelöst: Durch die Innenfokussierung ändern sich Größe und Balance des Objektivs nicht. Das war bei meinem „alten“ Micro Nikkor AF-S 105 mm anders: Durch die Bewegung des vorderen Tubus wurden bei der Scharfeinstellung im Nahbereich scheue Lebewesen leicht verschreckt und ergriffen die Flucht.
Das Autofokus-Tempo nimmt leicht ab, je weiter wir uns dem Motiv nähern: Bei einem Aufnahmeabstand von einem Meter beträgt die Fokussierzeit 0,30 Sekunden, bei 50 cm sind es 0,38 Sekunden, wie die Kollegen von dkamera.de ermittelt haben. Diese Verzögerung ist technisch bedingt durch den längeren Fokusweg und kein Mangel des Objektivs. Im Nahbereich verbesserte sich die Autofokus-Performance bei meinen Testaufnahmen deutlich, wenn ich die eingebaute Fokusbegrenzung aktiviert hatte. Zwei Positionen sind wählbar: FULL (Unendlich bis 0,29 m) und 0,5 m bis 0,29 m.
Eingebaute VR-Funktion
Die Nikon-Kameras der Z-Serie besitzen einen eingebauten Bildstabilisator (Sensor-Shift-VR in 5 Achsen), der auch im Zusammenspiel mit Objektiven ohne eigene VR-Funktion Freihandaufnahmen mit längerer Belichtungszeit ermöglicht. Dem Nikkor Z MC 105 mm haben die Nikon-Konstrukteure eine bewegliche Linsengruppe mit Schwingspulenmotoren (VCMs) spendiert, die mit der kameraseitigen Bildstabilisierung zusammenarbeitet. Damit sind alle Voraussetzungen für eine hohe Quote an unverwackelten Bildergebnissen gegeben, doch Wunder darf man nicht erwarten. Gerade im extremen Nahbereich habe ich die Erfahrung gemacht, besser kürzer zu belichten und nicht auf die theoretisch erzielbaren VR-Werte zu vertrauen.
Perfekte Abbildungsqualität
Bereits bei offener Blende zeichnet das Objektiv im Zentrum feinste Details in perfekter Schärfe. Deshalb verändert sich bei Abblendung nur die Schärfentiefe, aber nicht mehr die optische Performance. Es gibt einfach nichts zu verbessern. Ich konnte – bei aktiviertem Beugungsausgleich in der Z 7 – selbst bei starker Abblendung auf Blende 22 Aufnahmen ohne beugungsbedingten Verlust an Schärfe erzielen, wie das hier gezeigte Porträt eines Käfers auf blühendem Jakobskreuzkraut belegt. Solche Bildergebnisse waren mit dem erwähnten Vorgängerobjektiv aus der F-Mount-Serie nicht machbar. Mögliche Abbildungsfehler des Objektivs wie Schärfeabfall zum Rand, Vignettierung und chromatische Aberration konnte ich bei meinen Testaufnahmen nicht feststellen. Meine Erfahrung deckt sich mit bekannten Laboruntersuchungen, nach denen das Nikkor Z MC 105 mm keine Farbsäume und Verzeichnung aufweist sowie nur eine minimale Randabdunkelung bei offener Blende.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Aufnahmegeräte der Z-Serie – zumindest die Spitzenmodelle – im Zusammenwirken mit der jeweiligen Optik eine kamerainterne Optimierung der Bilder vornehmen. Durch diese Technik werden mögliche Abbildungsfehler kompensiert. Die optimierten Daten werden auch in den RAW-Dateien (NEF) gespeichert und können zum Beispiel mit Lightroom oder Photoshop ausgelesen, importiert und bearbeitet werden.
Beeindruckendes Bokeh
Die hervorragende Schärfeleistung des Objektivs wird ergänzt durch ein Bokeh, das selbst noch bei einer Abblendung von 5,6 alle Elemente außerhalb der Fokusebene wunderbar weich erscheinen lässt. Dieser Schmelz des Unscharfen verleiht Fotografien mit dem Nikkor Z MC 105 mm – je nach Aufnahmesituation und Motiv – das gewisse Extra, mit dem sich die Bilder aus der Masse anderer abheben.
Fazit
Mit dem Nikkor Z MC 105 mm hat Nikon ein Produkt auf den Markt gebracht, das in allen Punkten überzeugen kann. Die Arbeit mit diesem Makroobjektiv ermöglicht herausragende Bildergebnisse – nicht nur bei gelegentlicher Verwendung in der Freizeit, sondern auch im harten professionellen Einsatz.