150 Jahre Yellowstone National Park
Der Yellowstone National Park im Westen der USA ist ein Ökosystem, das in seiner Vielfalt auf der Welt einzigartig dasteht. Mit seiner in weiten Teilen unberührten Wildnis dient der Park seltenen und teilweise bedrohten Tierarten – vor allem Bisons, Grizzlybären und Wölfen – als wichtiges Rückzugsgebiet.
Vom Freizeitpark zur geschützten Wildnis
In diesem Jahr feiert die Idee der Wildnis ihren 150. Geburtstag. Den Gründern dieses ersten Nationalparks der Welt ging es allerdings nicht um die Bewahrung der Natur, sondern um deren rücksichtslose Ausbeutung für touristische Zwecke. „For the Benefit and Enjoyment of the People“ lautet deshalb auch der eingemeißelte Leitspruch auf dem Roosevelt Arch, dem nördlichen Eingangstor zum Yellowstone National Park.
Das US-Militär rückte an, um Wölfe, Bären und Pumas zu erlegen. Auch die Bisons wurden nahezu vollständig ausgerottet. Und schließlich vertrieb man auch die Ureinwohner – indigene Stämme, die seit mehr als 10.000 Jahren im Yellowstone-Gebiet gelebt hatten.
Erst im späteren 20. Jahrhundert begann eine kritische Bestandsaufnahme des bisherigen Parkmanagements. Ein radikaler Kurswechsel setzte ein: Nicht mehr das Freizeitvergnügen der Menschen sollte im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen, sondern ausschließlich der Schutz der Natur. Durch Auswilderungsprogramme konnte einer der schwerwiegendsten Fehler der Vergangenheit, die Vernichtung aller Wölfe, korrigiert werden. Seit 1995 leben wieder mehrere Wolfsrudel im Park und tragen entscheidend zum jetzigen Gleichgewicht des Ökosystems bei.
Yellowstone – ein geothermisches Wunderland
Sehenswert ist der Yellowstone National Park heute nicht nur durch seinen Bestand an seltenen oder bedrohten Tieren. Mit seinen 10.000 heißen Quellen und 300 Geysiren bildet er gleichzeitig ein von der Natur geschaffenes Gesamtkunstwerk: Bunte thermophile Bakterien und Algen tauchen die vulkanische Landschaft an vielen Stellen in ein Meer von Farben, mineralische Ablagerungen aktiver oder erloschener Quellen schaffen bizarre Strukturen, und in dem ganzjährig warmen Wasser mancher Fließgewässer gedeihen selbst im Winter sattgrüne filigrane Pflanzen.
Die eindrucksvollste und berühmteste „bunte“ Thermalquelle im Yellowstone National Park ist Grand Prismatic Spring. Um diesen Pool mit seiner magischen Färbung zu erleben und zu fotografieren, muss man hoch hinaus, denn nur von oben erschließt er sich in seiner ganzen überwältigenden Schönheit. Alternativ zur Miete eines Flugzeugs oder Helikopters wird ein Aufstieg auf einen steilen, mit umgestürzten Bäumen gespickten Berg in der Nähe von Grand Prismatic Spring als Geheimtipp gehandelt. Ich bin diesem Vorschlag gefolgt.
Selten haben mich Landschaftsfotos mehr Anstrengung gekostet als an jenem Tag …