Die Bundeswehr in Schleswig 1956

Bundeswehr 1956 © Stadtmuseum Schleswig
Im Sommer 1956 fotografierte Adolf Dohse für die Schleswiger Nachrichten die Ankunft der ersten Bundeswehrsoldaten.

Als im Juni 1950 der Korea-Krieg ausbrach und sich die Spannungen zwischen Ost und West verschärften, bot Bundeskanzler Adenauer im Alleingang die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland an – ohne auf eine offizielle Anfrage der Westmächte zu warten, ohne die Zustimmung der Bundesregierung und ohne jede Diskussion im Bundestag. Eine neue Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt allerdings  das letzte, was die Westdeutschen im Sinn hatten. Im beginnenden „Wirtschaftswunder“ ging es ihnen vor allem um Konsum: um besseres Essen, schöneres Wohnen und die Anschaffung eines motorisierten Fortbewegungsmittels. Die erste Reaktion auf die von Bundeskanzler Adenauer betriebenen Pläne für eine Wiederbewaffnung bestand dann auch in einer weit verbreiteten „Ohne-mich“-Stimmung in der Bevölkerung. Mit einer Zweidrittel-Mehrheit der Regierungskoalition aus CDU/CSU und bürgerlichen Parteien nach der Bundestagswahl 1953 im Rücken, konnte Adenauer seine Ziele dennoch durchsetzen: 1954 und 1956 verabschiedete der Bundestag Änderungen des Grundgesetzes, die den Aufbau der Bundeswehr und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ermöglichten.

Schleswig wieder Garnisonsstadt

Im Zuge dieser Entscheidungen wurde auch Schleswig, das schon seit 1778 militärische Einheiten beherbergte, wieder zur Garnisonsstadt. Durch eine Ehrenpforte, die vor dem ehemaligen Seefliegerhorst auf der Freiheit aufgebaut und mit dem Banner „Willkommen in Schleswig“ geschmückt war, rückten am 1. August 1956 die erste Männer ein. Zum größten Teil noch in Zivil gekleidet, handelte es sich zunächst durchweg um Freiwillige, überwiegend kriegserfahrene ehemalige Wehrmachtssoldaten, wie ein Reporter der Schleswiger Nachrichten meldete. 3000 Soldaten, lautete die Planung, sollte die Garnison Schleswig einmal umfassen.  Im Sommer 1956 erhielt der freiberufliche Fotograf Adolf Dohse den Auftrag, für die Schleswiger Nachrichten den Einzug der ersten Bundeswehr-Soldaten in die Kaserne auf der Freiheit zu dokumentieren. Dohse war mit schweren Verwundungen aus dem Krieg zurückgekommen und hatte sich nach 1945 zum Pazifisten entwickelt. Insofern beobachtete er das Geschehen auf dem Kasernengelände  nüchtern und ohne pathetische Verklärung, wie das hier abgedruckte Motiv aus der Ausstellung zeigt.

Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie über die Ausstellung „Schleswig neu entdeckt!“ im Stadtmuseum (noch bis 13. März 2016) und wurde am 3. März 2016 in den „Schleswiger Nachrichten“ veröffentlicht.

 

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