Island. Hraunfossar

Der Name Hraunfossar bedeutet „Lavafälle“. Dieser "Multi-Wasserfall" im Westen Islands ist wohl einzigartig: Über eine Länge von einem Kilometer stürzen unzählige Wasserläufe direkt aus einem Lavafeld in den Fluss Hvítá.
Hraunfossar im Westen Islands ist wohl einzigartig: Über eine Länge von einem Kilometer stürzen unzählige Wasserläufe direkt aus einem Lavafeld in den Fluss Hvítá. © Holger Rüdel

In einem früheren Beitrag hatte ich geschrieben:

Gibt es irgendein anderes Land auf der Welt, das auf engem Raum so viele traumhaft schöne Wasserfälle zu bieten hat wie Island? Wahrscheinlich nicht. Man könnte Wochen auf der Insel im Nordatlantik verbringen, um nur die Top 10 der Stromschnellen zu besichtigen und zu fotografieren, und würde sich gewiss nicht langweilen.

Das Dilemma ist nur: Es kommen zu viele Menschen nach Island, um die populärsten Wasserfälle zu sehen. In der sommerlichen Hauptsaison drängeln sich tagsüber manchmal Tausende an den jeweiligen Hotspots. Zum Beispiel am Wasserfall Gullfoss im „Golden Circle“, der touristischen Hauptroute im Süden der Atlantikinsel.

Hraunfossar – eine Perle Islands abseits der touristischen Hauptströme

Der Gullfoss wird vom wilden Gletscherfluss Hvítá „(„weißer Fluss“) gespeist. Ein ganzes Stück weiter im Westen Islands gibt es einen Fluss gleichen Namens, der den vielleicht schönsten, auf jeden Fall ungewöhnlichsten Wasserfall Islands speist: den Hraunfossar („Lavafälle“).

Genauer gesagt handelt es sich um eine Kombination etlicher Wasserfälle, denn über eine Länge von einem Kilometer stürzen unzählige Wasserläufe direkt aus einem Lavafeld in den Fluss Hvítá. Und weil dieses Gewässer abseits der viel frequentierten touristischen Pfade liegt, ist das Besuchs- und Fotografiererlebnis deutlich entspannter als etwa am Kirkjufellsfoss, Gullfoss, Seljalandsfoss oder Skogafoss. 

Vor Ort am Hraunfossar: Grelles Licht am Tag, weiches vor Sonnenaufgang

Die Top-Attraktion Hraunfossar fotografisch „in den Griff“ zu bekommen, erwies sich bei meinem Besuch im Juni 2019 dennoch als schwierig. Grelle Sonne sorgte tagsüber für extreme Kontraste – kein Licht, um ein gutes Porträt dieses Wunders der Natur im Westen Islands einzufangen.

Doch wie schon beim Projekt Kirkjufellsfoss führte auch hier Durchhaltevermögen zum Erfolg: Erst in dem schmalen Zeitfenster zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, etwa gegen 2:30 Uhr morgens, stellte sich das erhoffte weiche Licht ein und ermöglichte Bilder dieses Wasserfalls mit seiner Anmutung „wie aus einer anderen Welt“.

Und: Ich konnte vollkommen ungestört von Besuchermassen den besten Aufnahmestandort ermitteln und in Ruhe mein Stativ aufbauen. Nur einige neugierige Polarfüchse sahen aus sicherem Abstand zu …

Gezeigt wird hier – konvertiert in Schwarzweiß – ein Ausschnitt aus dem zentralen Abschnitt von Hraunfossar, aufgenommen in Höhe der Haupt-Besucherplattform.

Das Bild ist in der Ausstellung „Island 2019. Fotografien von Holger Rüdel“ zu sehen, die bis zum 15. März 2020 im Stadtmuseum Schleswig gezeigt wird.

Aufnahmedaten: Nikon D850 mit AF-S Nikkor 70-200 mm 1:2,8G ED VR II, Blende 8, 0,5 Sekunden Belichtungszeit, ISO 64

 

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