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Home » BLOG » „Zündet die Bruchbude an!“ – Jugendarrest in Hamburg 1971
Zeitgeschichte

„Zündet die Bruchbude an!“ – Jugendarrest in Hamburg 1971

VonHolger Rüdel 10. April 20171. April 2025 Aktualisiert am1. April 2025 Lesezeit: 5 Minuten
Jugendarrestanstalt Hütten in Hamburg 1971 © Holger Rüdel
Die Jugendarrestanstalt war im ehemaligen Polizeigefängnis in der Straße Hütten in Hamburg untergebracht. Das 1971 entstandene Foto zeigt die Graffiti an den Wänden einer Zelle. © Holger Rüdel

Hamburg im Herbst 1971. Im Rahmen eines fotografischen Projektes an der Hochschule für bildende Künste hatte ich zusammen mit einigen Kommilitonen die seltene Möglichkeit, Aufnahmen in einer Jugendarrestanstalt der Hansestadt zu machen. Wir trafen uns vor einem düster wirkenden Backsteinbau in der Straße Hütten, einen Steinwurf vom Michel entfernt. Dass dieses Gebäude mit den vergitterten Fenstern früher als Polizeigefängnis gedient hatte, wussten wir damals nicht. Und es ging ja auch nicht um eine historische Spurensuche, sondern um eine Bilddokumentation der Gegenwart, um eine kurze Momentaufnahme des Alltags in dieser deprimierend wirkenden Jugendarrestanstalt: Zellen, Aufenthaltsräume und Insassen, ungeschönt fotografiert.

„Zündet die Bruchbude an!“ hatte ein Jugendlicher auf eine Zellenwand geschrieben. War dieser Spruch bezeichnend für die Stimmung der Insassen?

Als ich meine Bildserie kürzlich wiederentdeckte, war das Interesse geweckt, mehr über das Haus Hütten Nr. 42 und seine Nutzung zu erfahren.

Inhaltsverzeichnis
  • Berüchtigtes Polizeigefängnis
  • Nach 1945: Jugendarrestanstalt und Wohnunterkunft
  • Vergessen und verdrängt?
  • Update: Zeitzeugen erinnern sich

Berüchtigtes Polizeigefängnis

Die Geschichte des Gebäudes begann 1858. In diesem Jahre wurde an der Ecke Hütten/Enckeplatz die „Hüttenwache“ erbaut, eine Polizeileitstelle mit einem Arrestlokal für kleine Straftäter. 1915 wurde das Gebäude erweitert. Schlagzeilen machte das Gefängnis erstmals in den 1920er Jahre, als es von Kritikern in der Hamburger Bürgerschaft als „übles Loch“ bezeichnet wurde. Das dunkelste Kapitel in der Geschichte des Hauses begann 1933, wie eine Gedenktafel am Gebäude dokumentiert: „Unter der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933-1945 war sein Zellentrakt für viele Menschen, die als politische Gegner oder aufgrund der Rassegesetze verfolgt wurden, eine Station auf dem Weg in die Konzentrationslager. Wenn hohe Nazifunktionäre Hamburg besuchten, wurden Gegner des Regimes hier in ‚Vorbeugehaft‘ auf unbestimmte Zeit festgehalten.“ 1942 war der Widerstandskämpfer Helmuth Hübener für mehrere Monate in dem Gefängnis inhaftiert, bevor er im Alter von 17 Jahren in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

Aber nicht nur politische Gegner des NS-Staates kamen hier hinter Gitter, sondern auch Menschen, die zum Beispiel wegen ihrer sexuellen Orientierung von den Nazis drangsaliert wurden.

Nach 1945: Jugendarrestanstalt und Wohnunterkunft

Endete die Nutzung als Polizeigefängnis bereits 1945? Und in welchem Zeitraum beherbergte das Gebäude die Jugendarrestanstalt? Das sind Fragen, auf die ich bei meinen Nachforschungen zu meiner Überraschung keine Antworten erhielt. Lediglich ein einziges im Internet zugängliches Dokument – eine Erläuterung der Hamburger Baubehörde vom 22. Mai 1978 zum Bebauungsplan Neustadt 30 – erwähnt beiläufig die Existenz einer Jugendarrestanstalt in dem früheren Polizeigefängnis Hütten. Selbst das Staatsarchiv Hamburg verfügt bislang über keine Dokumente, mit denen sich die Chronik des Hauses in der Nachkriegszeit rekonstruieren ließe. 

Heute dient das Gebäude als Gemeinschaftsunterkunft für wohnungslose alleinstehende Männer in der Trägerschaft von „f & w fördern und wohnen“, einer Anstalt des öffentlichen Rechts.

Um sich von der NS-Vergangenheit zu distanzieren, erhielt das Gebäude bereits 1966 den noch heute gültigen Namen Helmuth-Hübener-Haus.

Vergessen und verdrängt?

Die Geschichte der Jugendarrestanstalt im ehemaligen Polizeigefängnis Hütten scheint vergessen und verdrängt. Doch noch ist es nicht zu spät, dieses Kapitel aufzuarbeiten. Es wird Zeitzeugen und Betroffene geben, die sich erinnern. Mit der Veröffentlichung meiner Bildserie aus dem Herbst 1971 möchte ich dazu einen Anstoß geben. 

Update: Zeitzeugen erinnern sich

Nach der Erstveröffentlichung dieses Beitrages haben sich ehemalige Insassen und Betreuer an mich gewandt und von ihren Erlebnissen in der Jugendarrestanstalt Hütten berichtet. Ich zitiere nachfolgend aus einigen Erinnerungen:

In Hütten für Freizeitangebote vorgesehen, hatte ich keinen blassen Schimmer, was die Jugendlichen und ich machen könnten. Was kam dabei heraus? Wir haben DER ZERBROCHENE KRUG in Hörspielform umgearbeitet und ein Hörspiel daraus gemacht. Wir haben es auf Band aufgenommen, und alle Mitwirkenden waren hochaufmerksam bei der Sache. Dann haben wir es uns als einzigem Publikum vorgespielt und waren erheitert davon. Natürlich auch von den Zigaretten, die ich zur Uraufführung reichlich mitgebracht hatte.
….
Zu „meiner“ Zeit wurde Hütten tatsächlich angezündet, jedenfalls die Matratzen der geschlossenen Abteilung. BILD Hamburg berichtete groß. Ich glaube, von 14 Streifenwagen war die Rede. Hinreichend für BILD.

Zeitzeuge J. M., Mitte der 1960er Jahre als studentische pädagogische Hilfskraft in der Anstalt tätig

Ich war zwar nur eine Woche dort, aber die Woche hat gereicht, um sich auf meiner Seele festzusetzen. Man mag es kaum glauben, dass es so etwas in Deutschland gab. Danach war meine Kindheit zu Ende, und ich habe das Lachen verlernt. Harte Sätze, aber so war es. Hütten war ein Seelentöter.

Zeitzeuge W. R., 1966 Insasse

Ich war mehrmals in dem Haus, meist jedoch nur eine kurze Zeit. Mit ist in Erinnerung, dass ich meist 3 Tage gefangen war, dann wurde ich in ein anderes Heim transportiert. Ich denke noch oft an den Innenhof, mit roten Backsteinmauern umschlossen, auf dem wir Kinder und Jugendliche wie Gefangene einmal am Tag im Gänsemarsch unsere Runden unter Bewachung drehten. Danach ging es wieder zurück in die „Abteilung“, die Türen fielen an deren Eingang schwer ins Schloss. Schlimm machte dieses Heim, die wie alle weiteren „geschlossenen Heime“, wie aus der Bezeichnung vermuten lässt, nicht nur ge-, sondern auch verschlossen waren.
Sonst war es ein normaler Platz, wo meist entlaufene Heimkinder sich fast zerfleischen, die „Erzieher“ trennten einen kurz davor. Strafen gab es in Heimen in Hamburg viele für derartige „Vergehen“. Die sanftesten waren Entzug von Tabak oder Isolation. Die Geschichte dieses Ortes wurde mir erst später bekannt, und es erschreckt mich immer wieder und zutiefst, an so einem Ort gefangen gewesen zu sein. Ähnlich „unsensibel“ verhielt es sich mit Neuengamme, das nicht nur Haftanstalt gewesen war.

Zeitzeuge M. B., um 1972 Insasse

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