Künstliche Intelligenz in der Fotografie

Pause bei einem Konzert der Jazzformation Tingvall Trio. Fujifilm X100F, 1/40 Sekunde bei Blende 2,8. ISO 5000. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom.
Pause bei einem Konzert der Jazzformation Tingvall Trio. Fujifilm X100F, 1/40 Sekunde bei Blende 2,8. ISO 5000. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom. © Holger Rüdel

“Nichts ist mehr, wie es war”. So überschrieb der US-amerikanische Softwarehersteller Adobe kürzlich die Einführung seines neuen digitalen Werkzeugkastens mit dem Namen “Firefly”. In Verbindung zum Beispiel mit Photoshop ermöglicht dieses mächtige Tool auf der Basis Künstlicher Intelligenz (KI) Bildschöpfungen, die der Fantasie keine Grenzen setzen.

Firefly wird die Produktion von Bildern revolutionieren

Sicher: Bildbearbeitungen, auch Bildfälschungen, gab es bereits in der Frühzeit der Fotografie, verbunden allerdings mit einem erheblichen handwerklichen und zeitlichen Aufwand. Die Digitalisierung im späten 20. Jahrhundert revolutionierte dann nicht nur die Produktion von Lichtbildern, sondern erleichterte auch Veränderungen eines Bildes – selbst für nichtprofessionelle Anwender. Und: Beim geschickten Einsatz digitaler Bildbearbeitungswerkzeuge sind Manipulationen schwer oder gar nicht nachweisbar.

Abendliche Hafenszene in Svendborg auf der dänischen Insel Fyn/Fünen. Nikon Z 7, 1/20 Sekunde bei Blende 4,5. ISO 6400. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom.
Abendliche Hafenszene in Svendborg auf der dänischen Insel Fyn/Fünen. Nikon Z 7, 1/20 Sekunde bei Blende 4,5. ISO 6400. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom. © Holger Rüdel

Bereits vor der kürzlichen Markteinführung von Firefly hatte Adobe seine Kreativprogramme mit einzelnen KI-Tools ausgestattet. Diese Komponenten – integriert unter anderem in Photoshop, Lightroom und Illustrator – bilden deshalb schon länger den Werkzeugkoffer für Kompositionen seriöser Art in Werbung und Illustration, aber auch für zweifelhafte Fake-Produktionen wie die “Fotos” von der Kapitulation des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, Putins Kniefall vor Xi Jinping oder Papst Franziskus in einem stylischen Daunenmantel.

Diese Ära der digitalen Bildschöpfung und -manipulation, bei der einzelne Elemente aus vorhandenen echten Fotografien benötigt werden, dürfte indes bald Geschichte sein. Denn dank Firefly braucht man nur als Text in das Programm einzugeben, was das Bild zeigen soll, und schon wird es automatisch generiert. Insofern hat Adobe mit dem eingangs zitierten Slogan Recht: Firefly wird die Produktion von Bildern revolutionieren.

Die Zukunft authentischer Bilder

Für die Urheber authentischer Fotografien, vor allem Bildjournalisten, sind die Folgen des KI-Bildgenerators für ihre berufliche Zukunft noch gar nicht absehbar – trotz der von Adobe mitgegründeten Content Authenticity Initiative (CAI). Werden künftig überhaupt noch “reale“ Lichtbilder benötigt?

Ein Abend in Svendborg auf der dänischen Insel Fyn/Fünen. Nikon Z 7, 1/80 Sekunde bei Blende 2,8. ISO 5600. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom.
Ein Abend in Svendborg auf der dänischen Insel Fyn/Fünen. Nikon Z 7, 1/80 Sekunde bei Blende 2,8. ISO 5600. KI-generierte Rauschreduzierung in Lightroom. © Holger Rüdel

Während diese Diskussion aktuell hohe Wellen schlägt, wird von manchen Kolleginnen und Kollegen aus der Fotoszene leicht übersehen, dass die neuesten KI-Komponenten auch handfeste Vorteile haben: Sie können, gezielt eingesetzt, den Workflow in der digitalen Dunkelkammer deutlich erleichtern und optimieren.

Künstliche Intelligenz in der fotografischen Praxis

Werfen wir einen exemplarischen Blick auf eines dieser neuen Werkzeuge, die KI-generierte Rauschreduzierung. Sie ist seit kurzem fester Bestandteil von Photoshop und Lightroom. Bildrauschen ist – vereinfacht beschrieben – ein Störungsmuster, das in digitalen Kameras bei hoher Aufnahmeempfindlichkeit entsteht. In extremen Fällen können die Bilder unbrauchbar werden; meistens jedoch lässt sich das Rauschen durch eine aufwendige Nachbearbeitung in Photoshop, Lightroom oder ergänzender Spezial-Software eindämmen – allerdings auf Kosten von Schärfe und Bilddetails. Und meistens verbunden mit großem zeitlichen Aufwand.

Nicht so bei der neuen KI-generierten Rauschreduzierung von Adobe: Das Bildrauschen kann nahezu völlig beseitigt werden, ohne dass Verluste in der Bildqualität sichtbar werden. Für Fotografen, die häufig unter schlechten Lichtbedingungen arbeiten müssen – insbesondere Bildjournalisten -, dürfte das Adobe-Tool ein Segen sein.

Je nach der Leistungsfähigkeit des eigenen Rechners muss man pro Entrauschen-Vorgang einige Minuten Bearbeitungszeit in Kauf nehmen. Das Ergebnis des Prozesses wird übrigens als DNG-Datei gespeichert und kann dann weiter bearbeitet werden.

Ich empfehle, die Stärke des Entrauschens – per Schieberegler einstellbar – nicht zu übertreiben. Sonst wirken die Ergebnisse schnell unnatürlich. Etwas Rauschen verleiht Fotografien eine analoge Anmutung, was vor allem bei Schwarzweiß-Motiven vorteilhaft zur Geltung kommt.

Wie so oft sagen Bilder mehr als Worte: Deshalb zeige ich hier ohne weiteren Kommentar einige Vergleichsbilder, die selbst in dieser geringen Auflösung eindrucksvoll die Effizienz der KI-generierten Rauschreduzierung von Adobe belegen.

 

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