Uta Wree aus Neuberend bei Schleswig ist promovierte Tierärztin – und Wanderschäferin aus Leidenschaft. Ihre ersten Schafe bekam Uta Wree, als sie in jungen Jahren auf einem Ponyhof jobbte und man ihr statt Geld zwei Tiere anbot. Doch das Leben nahm zunächst eine andere Wendung: Sie wurde Tierärztin und heiratete einen Landwirt.
Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit als Veterinärin kamen auf, als sie bei den zu behandelnden Tieren immer wieder Krankheiten heilen musste, die aus nicht artgerechter Haltung resultierten. “Irgendwann”, erinnert sie sich, “fand ich das alles so dekadent, dass ich keine Lust mehr hatte.“
Landschaftspflege mit Fjordschafen auf Sylt
Das Jahr 2003 markierte den Start in einen neuen Lebensabschnitt: Sie entdeckte in der Wanderschäferei ihren Traumberuf und gründete “Fjordland”, ihren eigenen Schäfereibetrieb. Heute ist sie Besitzerin einer Herde von fast 1.000 Schafen skandinavischen Ursprungs. Schon die Wikinger schätzten diese Fjordlandschafe wegen ihrer Robustheit, ihres zarten, dunklen Fleisches und ihrer besonderen Wolle.
Seit 2015 lädt Uta Wree jedes Frühjahr etwa die Hälfte ihrer Herde auf zwei Transporter, um sie im Autozug nach Sylt bringen zu lassen. Im Auftrag des Landschaftszweckverbandes Sylt ist sie dann mit ihren Tieren bis in den Herbst hinein eine zentrale Akteurin beim Erhalt des ökologischen Gleichgewichts der Insel. Und natürlich auch ein beliebtes Fotomotiv für die Sylt-Urlauber.
Ihr Territorium sind die Braderuper Heide, eine der größten Heidelandschaften Deutschlands, und angrenzende Flächen bis nach Westerland. Hier befreien die Schafe die Natur von unerwünschten Kräutern und Sträuchern. Und durch den Transport seltener Pflanzen- und Insektenarten in ihrer Wolle sorgen sie für Biodiversität.
Mit einem Wort: Auch auf Sylt hat die Wanderschäferei für die Landschaftspflege eine wichtige, ja unverzichtbare Funktion.
Befristete Beweidungsaufträge für Wanderschäfereien
Dennoch: Planungssicherheit gibt es für Uta Wree nicht. Alle drei Jahre wird der Beweidungsauftrag – auch bei Gebieten auf dem Festland – neu ausgeschrieben. Und jedes Mal ist das Ergebnis lange Zeit offen. So weiß Uta Wree aktuell noch nicht, ob sie ab diesem Frühjahr wieder mit ihrer Herde über die Braderuper Heide ziehen darf.
„Was nützt es uns, wenn jeder uns gern haben möchte, weil es so hübsch aussieht, aber niemand etwas dafür tut, damit wir erhalten bleiben”, kritisierte sie die ungewisse Situation ihres Handwerks in einem Interview. “Es muss etwas auf politischer Ebene geschehen.“