“Die Aufnahmen des Unterwasser-Fotografen David Doubilet faszinieren. Demnächst sind sie in Schleswig zu bestaunen.” Mit dieser Überschrift startete das Schleswig-Holstein Journal, das Magazin des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages, in der Ausgabe vom 1. März 2014 eine wöchentliche Serie aus Anlass der weltweit ersten David-Doubilet-Retrospektive, die noch bis zum 27. April in der Städtischen Galerie Iserlohn und vom 16. Mai bis 26. Oktober 2014 im Stadtmuseum Schleswig gezeigt wird – mit bundesweit einmaliger Sonderveranstaltung: “David Doubilet live in Schleswig” am 16. Mai um 20:00 Uhr.
Als Einleitungsbeitrag in die David-Doubilet-Serie veröffentlichte das Schleswig-Holstein Journal folgenden von mir verfassten Artikel:
Wir schreiben das Jahr 1954. Der achtjährige David Doubilet muss seine Ferien in einem langweiligen Sommercamp an einem kleinen See verbringen. Er hat zu allem keine rechte Lust. Nicht zum Wandern, nicht zum Reiten und was es sonst noch alles gab. Da kommt der Leiter des Camps und sagt: „Setz‘ doch mal diese Taucherbrille auf und halte den Kopf unter Wasser. Vielleicht bringt dir das Spaß!“ David hatte dazu Lust, und seit diesem ersten Erlebnis unter Wasser veränderte sich sein Leben. In diese Richtung, so sagte er sich, musst du gehen und den nassen blauen Planet erforschen. Denn, so formulierte er es später einmal in einem Interview, „der Planet Wasser ist das Herz und die Seele des Lebens.“ Das ist der schlichte Beginn der großartigen Karriere David Doubilets.
Pionier der Unterwasserfotografie
Im Alter von zwölf Jahren begann er, unter Wasser zu fotografieren. Die Ergebnisse fielen anfangs bescheiden aus. Das entmutigte ihn aber nicht, sondern förderte seine Bereitschaft, in der Bildgestaltung und Aufnahmetechnik zu experimentieren. Vermutlich war dieser Drang, als ein Pionier der Unterwasserfotografie neue Wege zu beschreiten, der Schlüssel zum Erfolg. Und diese Erfolgsstory begann 1971, als David Doubilet seine ersten Aufträge von National Geographic erhielt. Das muss wie ein Ritterschlag für den jungen Unterwasserfotografen gewesen sein. Inzwischen sind es fast siebzig Artikel, die er in den Ausgaben des weltweit erscheinenden Magazins veröffentlicht hat. Viele davon waren oder sind Titelgeschichten – jüngst beispielsweise eine Doubilet-Reportage über ein Korallenriff im Pazifik.
Meilenstein
Neben seiner Arbeit für National Geographic veröffentlichte er zahlreiche Bildbände und Bücher. Sein Buch „Water Light Time“, 2006 erschienen, wurde zu einem Meilenstein der Unterwasserfotografie – eine grandiose Hymne an das Meer.
Was macht seine Bilder so einzigartig? Sicher ist es zum einen die innovative Technik, die er virtuos beherrscht: So erfand er eine Kamera mit geteilten Linsen, die Aufnahmen mit unterschiedlichen Brennweiten gleichzeitig oberhalb und unterhalb des Wasserspiegels ermöglicht. Inzwischen gelingt es ihm, sogar ohne das Split-Lens-Verfahren atemberaubende Aufnahmen mit einem dualen Blick in und über das Wasser raffiniert zu realisieren. Ein großartiges Beispiel ist das Bild einer Gruppe Zitronenhaie, die im letzten Abendlicht, von einer Welle überspült, dicht unter der Oberfläche jagen.
Dabei ist ungemein schwierig, in der Unterwasserfotografie die richtige Belichtung zu ermitteln. Denn: Anders als bei Aufnahmen über Wasser, wo das Licht einer Fotolampe oder von einem Blitz vorausberechenbar vom Objekt reflektiert wird, gelten unter Wasser ganz andere Bedingungen. Die souveräne Beherrschung der Technik ist ein wichtiges Element im Werk von David Doubilet, aber letztlich nicht ausschlaggebend für seinen Mythos. Auch viele andere Unterwasserfotografen beherrschen komplexe und ausgefeilte Aufnahmeverfahren genauso gut wie er. Aber: Die meisten seiner Kollegen beschränken sich auf das rein Dokumentarische. David Doubilet dagegen schafft besondere Bildwerke: Kreative Kompositionen voller Poesie und Anmutung, die große Gefühle bei uns auslösen. Ihm gelingt es, uns in eine märchenhafte Unterwasserwelt voller Wunder zu entführen.David Doubilet ist nicht nur Fotograf, sondern auch engagierter Naturschützer. „Ich fürchte, dass viele meiner Unterwasseraufnahmen Dokumente einer untergegangenen Welt werden. Und das ist für mich ein schrecklicher Gedanke“, sagte er in einem Interview. Er belässt es aber nicht bei allgemeinen Appellen, sondern wird sehr konkret. Zum Beispiel, indem er mit einem Kinderbuch über Haie für die Bewahrung dieses bedrohten Raubfisches wirbt.
David Doubilet hat mit seinen Arbeiten weltweit Maßstäbe gesetzt. Er wurde mit Preisen und Auszeichnungen geradezu überhäuft. Die wohl größte Ehrung: ein Platz auf den Voyager Golden Records – Datenplatten, mit denen die beiden 1977 gestarteten interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 bestückt sind. Die Datenträger wurden als Botschaften an Außerirdische in der Hoffnung hergestellt, etwaige intelligente, außerirdische Lebensformen könnten dadurch von der Menschheit und ihrer Position im Universum erfahren.