Der Hvítserkur an der Nordwestküste von Island – aus vielen Kilometern Entfernung ist er schon sichtbar. Ein historisches Seezeichen? Oder vielleicht der Rest einer Festung aus dem Mittelalter? Nichts davon trifft zu. Der Hvítserkur – korrekt ausgesprochen etwa “kwitserkür” – ist kein Werk von Menschenhand, sondern ein mächtiger Basaltfelsen, eine in ihrer Form und Größe höchst eindrucksvolle Schöpfung der Natur.
Aber die Isländer lieben Sagen, und so gibt es auch eine andere Deutung des bizarren Gebildes: Bei dem Felsen soll es sich um einen Troll handeln, der von der Sonne versteinert wurde, als er das Kloster Þingeyrar mit Steinen bewarf.
Der Hvítserkur liegt abgelegen an der Ostküste der Halbinsel Vatnsnes im Nordwesten von Island und ist nur über eine herausfordernde Schotterpiste erreichbar. Doch die Fahrt, die bei schlechter Witterung anstrengend sein kann, lohnt sich allein schon wegen der Landschaftseindrücke und der Tierwelt. Denn die Strecke führt am einsamen, fotogenen Húnafjörður entlang, einem Fjord mit einer stattlichen Population von Seehunden.
Endlich am Zielort angekommen, ist die authentische Wirkung des 15 Meter hohen Basaltfelsens weitaus eindrucksvoller, als es Fotografien und Filmaufnahmen vermuten lassen. Zumal, wenn man dieses Monument der Natur bei Niedrigwasser zu Fuß umrundet. Und spätestens dann erkennen wird, warum die Isländer den Felsen “weißer Kittel” – die Übersetzung für Hvítserkur – getauft haben: Als beliebter Nistplatz verschiedener Vogelarten wie der Dreizehenmöwe und des Eissturmvogels ist er durch Exkremente der gefiederten Gäste auffällig weiß gefleckt.
Aufnahmegerät: Nikon D850 mit AF-S Nikkor 28 mm 1:1,8G ED.