Island von oben. Svínafellsjökull

Die Gletscherzunge des Svínafellsjökull erstreckt sich weit in den gleichnamigen See, in dem Eisberge unterschiedlicher Größe treiben.
Island von oben: Die Gletscherzunge des Svínafellsjökull erstreckt sich weit in den gleichnamigen See, in dem Eisberge unterschiedlicher Größe treiben. © Holger Rüdel

Der Südosten Islands ist so kontrastreich wie keine andere Landschaft auf der Insel im Nordatlantik. Triste Schuttflächen wechseln sich ab mit üppig bemoosten Lavafeldern, grünen Weidegebieten, den Ausläufern mächtiger Gletscher und tiefen Eisbergseen. Der Gletschersee Jökulsárlón mit seinem schon fast unwirklich blauen Wasser ist hier das absolute Highlight.

Die Gletscherzunge des Svínafellsjökull

Aber gibt es weitere spektakuläre Hot Spots in der Eiswelt des Südostens. Dazu zählt vor allem Svínafellsjökull – eine Zunge des Vatnajökull, des größten Gletschers Islands. Als gewaltiger Strom aus Eis zieht sich der Svínafellsjökull vom Hvannadalshnúkur herunter, dem höchsten Berg Islands. Wie ausgestreckte Finger ragen die südlichsten Ausläufer der Svínafellsjökull-Zunge in den gleichnamigen Gletschersee hinein.

Die Farbe des Wassers erinnert übrigens eher an einen Cappuccino denn an eine Eislandschaft, und doch handelt es sich hier nicht um Umweltverschmutzung, sondern um eine Laune der Natur: Das Schmelzwasser des Svínafellsjökull wird getrübt durch die Partikel, die als Relikte früherer Vulkanausbrüche im Gletschereis eingeschlossen sind.

So erklären sich auch die dunklen Schichten in der Gletscherzunge, die mich beim ersten Blick auf den Svínafellsjökull spontan an die Sorte „Viennetta“ eines bekannten Speiseeis-Herstellers denken ließen.

Die Gletscherzunge des Svínafellsjökull erstreckt sich weit in den gleichnamigen See, in dem Eisberge unterschiedlicher Größe treiben.
Island von oben: Wie ausgestreckte Finger ragen die südlichsten Ausläufer der Svínafellsjökull-Zunge in den gleichnamigen Gletschersee hinein. © Holger Rüdel

Um das Svínafellsjökull-Panorama mit eigenen Augen zu erleben, ist keine aufwendige Expedition erforderlich, wie bei anderen Touren in die Eiswelt von Islands Südosten: Eine Schotterpiste führt von der Ringstraße 1 direkt zum Svínafellsjökull View Point. Diese kurze, etwa zwei Kilometer lange Strecke hat es aber in sich: Tiefe Schlaglöcher machen die Exkursion zum Härtetest für Fahrzeug und Besatzung.

Auch hier gilt: Wer Island stressfrei mobil erleben möchte, ist am besten mit einem robusten Allrad-Fahrzeug unterwegs. Meine Empfehlung: der Hymer ML-T580, ein Allrad-Wohnmobil auf der Basis eines Mercedes Sprinter im Verleih von AllRoad Reisemobile in Chemnitz. Bei der abenteuerlichen Svínafellsjökull-Rüttelpiste bewährte sich der ML-T580 erneut. 

 

Drama am Svínafellsjökull

Die spektakuläre Kulisse von Svínafellsjökull war Drehort des Serien-Welterfolgs „Game of Thrones“, aber auch Schauplatz einer Tragödie: Im August 2007 sind zwei deutsche Kletterer am Svínafellsjökull verschwunden. Trotz einer der größten Rettungsaktionen in der isländischen Geschichte wurden sie nie gefunden. Fußspuren wiesen darauf hin, dass die beiden den Hvannadalshnúkur besteigen wollten.

Der Hvannadalshnúkur ist mit 2.110 m der höchste Gipfel Islands. Er befindet sich im Skaftafell-Nationalpark und gehört zum Gletscher Öræfajökull, der Teil des Vatnajökull ist. Die Fotografie entstand m späten Abendlicht.
Der Hvannadalshnúkur ist mit 2.110 Metern der höchste Gipfel Islands. Diese bodengestützte Fotografie entstand im späten Abendlicht. © Holger Rüdel

Dieses Beispiel zeigt, wie gefährlich die Eiswelt im Südosten Islands sein kann. Eine Tafel am Svínafellsjökull View Point warnt deshalb vor Alleingängen auf dem Gletscher und rät dringend, ihn nur in einer geführten Tour besuchen.

Eine weitere Gefahr droht durch einen Bergrutsch. Da sich das Eis des Svínafellsjökull durch die Klimaerwärmung zurückzieht, bleiben oft instabile Hänge zurück. Wenn die Risse im Gestein unterirdisch verbunden sind, könnte – so befürchten Geologen – ein riesiges Stück von 60 Millionen Kubikmetern irgendwann vom Berg abrutschen. Die letzte dieser Katastrophen ereignete sich 2007 am Morsárjökull – nicht weit vom Svínafellsjökull entfernt.

Alle Luftaufnahmen sowie das Video entstanden mit einer Hasselblad L1D-20c (DJI Mavic 2 Pro).

 

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