Wolfsjagd? Dieser Begriff mutet in den meisten Ländern Europas wie ein Fremdwort an – einfach deshalb, weil es hier kaum größere Wolfspopulationen gibt. Das ist im US-Bundesstaat Minnesota ganz anders: Zählte man dort in den 1950er Jahren nur etwa 750 Tiere, so wird die Zahl heute auf 3.000 geschätzt. Minnesota weist damit den größten Wolfsbestand der Vereinigten Staaten auf.
Wölfe zum Abschuss freigegeben
Anfang 2012 traf die zentrale Umweltbehörde Minnesotas (Department of Natural Resources, abgekürzt DNR) gemeinsam mit den Bundesstaaten Michigan und Wisconsin eine weitreichende Entscheidung: Der Wolf wurde von der Liste der bedrohten, unter Schutz gestellten Tiere gestrichen und erstmals zum Abschuss freigegeben. 400 Wölfe dürfen in diesem Jahr in Minnesota erlegt werden. Dafür werden aktuell insgesamt 6.000 Lizenzen an Jäger vergeben, darunter 600 an Ausländer. Das DNR begründet den abrupten Kurswechsel in der Frage des „Wolf Management“ mit der Notwendigkeit, das Vieh sowie Haustiere vor Angriffen des Gray Wolf bzw. Timber Wolf zu schützen (Originalton: „… give owners of livestock and domestic pets more protection from wolf depredation“). Dagegen formiert sich massiver Protest, der unter anderem in überdimensionalen Plakaten mit Parolen gegen die Wolfsjagd zum Ausdruck kommt. Getragen werden diese Aktionen von der Organisation „Howling for Wolves“.
„Mich macht diese Entwicklung krank“ (Jim Brandenburg)
Besonders betroffen von der demnächst beginnenden Tötung von 400 Wölfen ist Jim Brandenburg aus Minnesota – jener weltbekannte Tier- und Naturfotograf, der sich wie kein anderer der Dokumentation des Lebens dieses „Herrschers der Wälder“ verpflichtet und dem Grauen Wolf seiner Heimat in herausragenden Bildern ein Denkmal gesetzt hat. „Viele Menschen hier sind lediglich traurig über die Einführung der Wolfsjagd“, sagte mir Jim Brandenburg, „mich aber macht diese Entwicklung richtig krank“.
Vielleicht sind die Aufnahmen, die ich Ende August an einem See im nördlichen Minnesota von einem wilden Grauen Wolf nach mehreren vergeblichen Ansitzaktionen machen konnte und die hier in einem kleinen Ausschnitt gezeigt werden, bald so nicht mehr möglich – weil sich die Tiere nach der einsetzenden Jagd im Herbst in die Tiefe der oft undurchdringlichen Wälder zurückziehen oder getötet werden.
Mein Fotoprojekt wäre ohne die Unterstützung von Willy Vosburgh aus Ely in Minnesota nicht möglich gewesen. Ihm gilt mein besonderer Dank.
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