Gezeitenwechsel. Die Hallig Norderoog

Norderoog – eine winzige, unbewohnte Hallig im Nordfriesischen Wattenmeer. Einsam gelegen, gehört sie zur streng geschützten Kernzone des Nationalparks und ist ein bedeutendes Brutgebiet für Seevögel wie die stark gefährdete Brandseeschwalbe. Und neuerdings auch ein wichtiger Außenposten bei der Erforschung des Klimawandels im Küstengebiet.
Jens Wand, der Vogelkönig von Norderoog
Die Geschichte von Norderoog in der Neuzeit wird geprägt durch das Engagement des Vereins Jordsand als Anwalt für Natur- und Vogelschutz in Norddeutschland. Einst besiedelt, wurde die Hallig nach der großen Flut von 1825 unbewohnbar, im Jahr 1909 vom Verein Jordsand erworben und später durch Küstenschutzmaßnahmen stabilisiert.

Der erste Betreuer der Flora und Fauna auf Norderoog im Auftrag des Vereins Jordsand war der legendäre „Vogelkönig“ Jens Wand. Zu seinen Aufgaben gehörte es schon damals, die Vogelbestände zu erfassen, die Zu- und Abgänge ganzer Populationen zu dokumentieren und die Vogelwelt vor Eindringlingen wie etwa Eierdieben zu schützen.

Jens Wand nahm diese Aufgabe mit gelegentlich rustikalen Methoden wahr und verschaffte sich dadurch großen Respekt bei ungebetenen Gästen. Seine Dienstzeit begann 1909 und endete am 26. Mai 1950 tragisch, als er auf dem Marsch durch das Watt ertrank.
Die Klimahallig Norderoog
In der Nachfolge von Jens Wand wird Norderoog weiterhin – jährlich wechselnd – von einem Vogelwart oder einer Vogelwartin im Auftrag von Jordsand betreut. Das Spektrum der Aufgaben hat sich allerdings erheblich erweitert: Es geht nicht mehr nur um das Monitoring der Vogelpopulationen, sondern in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung und der Universität Hamburg auch um die Dokumentation und Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf das Wattenmeer.

Unter der Dachmarke „Klimahallig“ wirbt der Verein Jordsand für dieses ambitionierte Projekt und wird dabei vom Umweltministerium Schleswig-Holstein mit dem Ressortchef Tobias Goldschmidt als Schirmherr unterstützt. Über Webcams lassen sich die Aktivitäten auf Norderoog rund um die Uhr von außen verfolgen – nicht nur das Geschehen in den Brutkolonien der Seevögel, sondern auch zum Beispiel die Kontrollgänge des Vogelwartes.
Von März bis Oktober 2025 wurde diese Aufgabe von Nils Bayer wahrgenommen, Student des Naturschutzes und der Landnutzungsplanung an der Hochschule Neubrandenburg.

„Ich werde die Einsamkeit vermissen“ (Vogelwart Nils Bayer)
Im Oktober 2025 war ich mit einer Ausnahmegenehmigung nach herausforderndem Marsch durch das Watt vor Ort und habe Nils einen Tag mit der Kamera im Kontext meiner Reportage „Gezeitenwechsel“ begleiten können. Norderoog darf ansonsten nur bei einer geführten Wattwanderung in einem kleinen Zeitfenster außerhalb der Brutsaison besucht werden.
Wie einst Jens Wand lebt auch der „moderne“ Vogelwart während seiner Anwesenheit auf Norderoog als Eremit auf einem schlichten Pfahlbau. Der einzige Komfort sind elektrisches Licht und eine drahtlose Verbindung zur Außenwelt per Internet und Mobilfunk. Einen Lieferdienst – zum Beispiel per Schiff – für die Güter des täglichen Lebens gibt es nicht.

Als mich Nils auf meinem Weg durch das Watt nach Norderoog begleitete, hatte er gerade seinen Rucksack beim Kaufmann auf der Hallig Hooge prall mit Einkäufen gefüllt. „Das muss zwei bis drei Wochen reichen“, erklärte er. „Öfter bin ich nicht unterwegs.“ Das ist verständlich, denn immerhin sind jeweils fast zehn anstrengende Kilometer zurückzulegen.
Nach spannenden Stunden auf Norderoog war es Zeit, den Rückmarsch nach Hooge anzutreten, bevor die Flut den Weg versperrte. Zum Abschied hatte ich mir eine Frage an Nils aufgespart: „Wie hast du es eigentlich die lange Zeit seit März hier ausgehalten – zwar mitten in großartiger Natur, aber in totaler Einsamkeit?“

Seine Antwort kam prompt: „Ganz ehrlich – es fällt mir sehr schwer, dieses selbstgewählte Exil nach dem Ende meiner Dienstzeit zu verlassen. Ich werde mich im turbulenten Alltag auf dem Festland nach der Ruhe und Einsamkeit auf Norderoog sehnen. Und natürlich auch nach meinen Aufgaben beim Vogelschutz und der Mithilfe bei der Erforschung des Klimawandels.“
Ich danke dem Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. sowie dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein/Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer für die Unterstützung.
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