Kein Tier symbolisiert den “wilden Westen” der USA besser als der Bison, das größte Landsäugetier Nordamerikas. Yellowstone ist der einzige Ort in den Vereinigten Staaten, an dem seit prähistorischen Zeiten ununterbrochen Bisons leben.
Bisons – früher fast ausgerottet, heute das Nationaltier der USA
Die Bisonherden auf dem amerikanischen Kontingent zählten einst zwischen 25 und 60 Millionen Exemplare. Von den indigenen Völkern verehrt, wurden sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts von weißen Siedlern fast ausgerottet. Eine einzige, rund 23 Tiere zählende Herde überlebte die Massaker, versteckt in einem Tal des Yellowstone National Parks. Von dieser Population stammen alle heute dort lebenden Bisons ab.
Trotz der dunklen Vergangenheit im Umgang mit dem “amerikanischen Büffel”, wie Bisons auch genannt werden, gehören diese mächtigen Tiere schon seit langem zu den Wahrzeichen des Landes. Doch erst im Mai 2016 wurde der Bison im National Bison Legacy Act durch Präsident Barack Obama zum offiziellen Nationaltier der USA erklärt. Damit richtete sich der Fokus mehr denn je auf den Yellowstone National Park, denn hier lebt die größte Bisonpopulation der Vereinigten Staaten.
Tausende Bisons durchstreifen heutzutage Yellowstone
Zwischen 4.000 und 5.000 Bisons leben gegenwärtig in Yellowstone, immer auf der Suche nach pflanzlicher Nahrung: Gras, Blätter und kleine Äste. Es gibt zwei Hauptherden: die nördliche im Lamar Valley und die zweite weiter südlich im Hayden Valley. Auf der Suche nach Nahrung in weniger tief verschneiten und wärmeren Regionen im Park ziehen Bisons im Winter einzeln oder in Gruppen oft in Gebiete am Madison und Firehole River sowie ganz nach Norden an die Parkgrenze bei Gardiner.
Hier, im Bundesstaat Montana, droht wandernden Bisons eine tödliche Gefahr: Um der Übertragung des Brucellose-Erregers, mit dem über 50 % der Yellowstone-Bisons infiziert sind, auf Nutztiere außerhalb der Parkgrenzen zu verhindern, dürfen die eingewanderten Exemplare in bestimmten Zonen erschossen werden. Bislang ist in freier Natur keine Übertragung vom Bison zum Nutzvieh dokumentiert. Trotzdem haben viele Rancher Angst, dass sich ihre Rinder anstecken.
Bisons in Yellowstone im Winter fotografieren
Die Herausforderung, die Natur und Tierwelt im “Eiskeller” von Yellowstone bei gefühlt bis zu minus 50° C erfolgreich zu fotografieren, habe ich in meinem Auftaktbeitrag zum Projektbericht “Yellowstone im Winter” bereits skizziert. Welche Motive auch immer im Fokus stehen mögen: Es ist stets ein extremer Härtetest für Mensch und Material. Und: Es gibt selbst im besucherarmen Winter keine Garantie, Tiere wie Wölfe, Kojoten, Wapiti-Hirsche oder Bisons zu sichten oder gar aus der Nähe fotografieren zu können. Dazu gehören eine Portion Glück und die langjährigen Erfahrungen der professionellen Guides bei den lange im Voraus zu buchenden Touren in den Spezialfahrzeugen (Snowcoaches).
Was das Thema Bisons betrifft, waren die geführten Fahrten bei meinen Wildlife-Exkursionen im winterlichen Yellowstone entlang des Firehole und Madison River besonders ergiebig. Hier konnten wir bei jeder Tour einzelne Tiere und ganze Gruppen beobachten und fotografieren – stets mit Rücksicht auf das erforderliche Abstandsgebot von 25 Metern und die Schnelligkeit der Bisons, die im Sprint bis zu 50 km/h erreichen können.
Zur “Bison-spezial”-Ausrüstung: Mindestens zwei Kameras sollten schussbereit an Bord sein. Das eine Aufnahmegerät bestückt mit einem Zoomobjektiv von etwa 70-200 mm, das zweite Gehäuse mit einer Brennweite von 400 mm oder mehr. Meine Empfehlung: ein lichtstarkes 400-mm-Objektiv plus Konverter, je nach Aufnahmesituation 1,4-fach oder 2-fach. Mit der Kombination AF-S Nikkor 400 mm 1:2,8E FL ED VR und Zweifachkonverter TC-20E III an der Nikon Z 8 konnte ich eine Szene festhalten, die nach übereinstimmender Ansicht mehrerer professioneller Guides in Yellowstone nie zuvor in dieser Dramatik aus der Nähe zu beobachten gewesen war: die Bezwingung eines mächtigen Bison-Bullen durch Wölfe am Firehole River.