Matthias Nanz – ein Fischer an der Schlei: Herbst und Winter. Teil 1

Der Herbst ist die Zeit, in der die Fischer an der Schlei Raubfische, Heringe und Flundern (Struvbutt) fangen. Das Bild zeigt Flundern in der Fischkiste des Schleifischers Matthias Nanz.
Der Herbst ist die Zeit, in der die Fischer an der Schlei Raubfische, Heringe und Flundern (Struvbutt) fangen. Das Bild zeigt Flundern in der Fischkiste des Schleifischers Matthias Nanz. © Holger Rüdel

Der 11. November ist ein sonniger, milder Tag im Herbst 2019. Ich bin mit dem Fischer Matthias „Ducki“ Nanz an seinem Stammplatz verabredet, der „NATO-Rampe“ neben der Fähre in Missunde an der Schlei. Gespannt warte ich auf seine Rückkehr von der morgendlichen Fangfahrt auf der Großen Breite. Hatten sich die frühen Stunden auf dem Wasser dieses Mal gelohnt? Noch vor wenigen Wochen war der Fischfang in der Schlei durch eine Invasion der gefürchteten Rippenquallen fast zum Erliegen gekommen. 

 
Blick auf die Schlei bei Missunde. Unten rechts ist die Ersatzübergangsstelle ("NATO-Rampe") zu sehen. Diesen Platz nutzt der Schleifischer Matthias Nanz als Anleger für seine Boote und als Lager. Hier ist er an einem sonnigen Tag im Dezember gerade von einer Fangfahrt auf Heringe zurückgekehrt
Blick auf die Schlei bei Missunde. Unten rechts ist die Ersatzübergangsstelle („NATO-Rampe“) zu sehen. Diesen Platz nutzt der Schleifischer Matthias Nanz als Anleger für seine Boote und als Lager. Hier ist er an einem sonnigen Tag im Dezember gerade von einer Fangfahrt auf Heringe zurückgekehrt. © Holger Rüdel

Flundern und bunte Meerforellen

Als er mit seinem Boot anlegt, sehe ich an seinem zufriedenen Blick: Heute war ein guter Tag. Etliche Kilo Flundern, von den Fischern Struvbutt genannt, hatten sich in den speziellen Plattfisch-Netzen verfangen, die der Schleswiger Fischwirtschaftsmeister in der Großen Breite in dieser Jahreszeit aussetzt. 

Auch einige Meerforellen waren ihm an diesem Morgen hier und dort in die Netze gegangen. „Die waren alle braun gefärbt, die habe ich gleich zurückgesetzt. Die sollen ja erst noch laichen. Außerdem schmecken diese braunen Meerforellen nicht. Die kannst du nicht verkaufen. Aber eine schöne bunte Forelle habe ich für dich mitgenommen. Die kannst du mal fotografieren.“

Matthias Nanz aus Schleswig ist einer der letzten Berufsfischer an der Schlei. Mit seinem Boot fährt Matthias Nanz vom Liegeplatz in Missunde zu den Fanggründen in der Schlei. Der Herbst ist die Zeit, in der wie hier im November Raubfische, Heringe und Flundern gefangen werden. Manchmal gehen auch Meerforellen ins Netz. Diese große Meerforelle hatte allerdings schon ihr Laichkleid angelegt und wurde nach dem kurzen "Fototermin" schonend zurückgesetzt.
Manchmal gehen im Herbst auch Meerforellen in die Netze von Matthias Nanz. Diese große Meerforelle hatte allerdings schon ihr Laichkleid angelegt und wurde nach kurzem „Fototermin“ schonend zurückgesetzt. © Holger Rüdel

Und schon holt er mit professionellem, schonendem Griff eine stattliche Meerforelle aus seinem Hälterkasten in dem kleinen Fischerkahn und präsentiert mir den edlen Ostseefisch für eine schnelle Aufnahme. Gleich danach entlässt er die Meerforelle wieder in ihr nasses Element. Sie soll für Nachwuchs in den Laichgewässern sorgen, die mit der Schlei verbunden sind. Dazu zählt vor allem die Füsinger Au. Aber dieser Fluss ist nicht mehr gesund, sondern stark mit Nitrat belastet. 

Nitrat belastet die Schlei und ihre Laichgewässer

Nitrat gelangt hauptsächlich über organische Düngemittel aus der Landwirtschaft, etwa Gülle, in das Grundwasser. In Meeren, Seen und Flüssen begünstigen hohe Nitratwerte ein übermäßiges Wachstum von Algen und anderen Pflanzen. Der Abbau abgestorbener Pflanzen verschlingt viel Sauerstoff, was ein Fischsterben und ein Umkippen des gesamten Ökosystems zur Folge haben kann. „Die Schlei hat ein massives Problem mit der Überdüngung“, sagt Matthias Nanz. „Und keiner weiß, ob sie sich davon noch einmal erholt.“

Wird es in Zukunft noch Meerforellen geben, die zum Laichen in die Schlei ziehen? Die Antwort ist – trotz intensiver Besatzmaßnahmen zum Beispiel durch Anglervereine – ungewiss. 

 

Die Aufnahmen entstanden mit einer Fujifilm X-Pro2 und einer Hasselblad L1D-20c (DJI Mavic 2 Pro).

 

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