Zur frühen Stunde, bei Sonnenaufgang, bin ich mit Christian Ross am Ufer der Fischersiedlung Holm in Schleswig an der Schlei verabredet. Der Wetterbericht verspricht strahlendes Morgenlicht nach einer nebligen Nacht – genau der passende Rahmen, um Christian Ross, den jüngsten unter den Schleswiger Schleifischern, stimmungsvoll in Szene zu setzen.
Zusammen mit Bruder Nils und Vater Jörn, dem Ältermann der Truppe, bildet er den Kern der Holmer Fischerzunft, in der aktuell nur noch fünf Aktive tätig sind. Über 120 Fischer waren es zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieser dramatische Schwund zeigt: Die letzten Tage der Schleifischerei scheinen gezählt zu sein.
Aber noch fahren Jörn, Nils und Christian Ross auf die Schlei und Ostsee hinaus – fast jeden Tag, wenn es Wetter und Fangaussichten zulassen. Und damit setzen sie die Tradition einer der ältesten Fischerfamilien auf dem Holm fort.
“Die Schlei ist wunderbar, 42 Kilometer schönste Landschaft” (Jörn Ross)
Und ja, trotz ihrer unsicheren Zukunft sind die letzten aktiven Fischer vom Holm optimistisch und motiviert. “Die Schlei ist wunderbar, 42 Kilometer schönste Landschaft – und an Fischen haben wir hier keinen Mangel”, sagte Jörn Ross kürzlich in einem Interview mit dem Magazin “Mohltied!”. Und sein Kollege Matthias Nanz ergänzte in diesem Gespräch: “Das Schönste ist das Alleinsein auf dem Wasser.”
Die Aufnahme entstand im Rahmen der Bildreportage “Zeitenwende. Die Fischer vom Holm in Schleswig an der Schlei”. Jan Philipp Albrecht, der Umwelt- und Fischereiminister des Landes Schleswig-Holstein, ist Schirmherr dieses Projektes, das 2021 in zwei Ausstellungen gezeigt wird.