Am Alten Eiderkanal

Infrarot-Fotografie der historischen Schleuse des Alten Eiderkanals in Klein Königsförde. Als Vorgänger des Nord-Ostsee-Kanals verband er die Kieler Förde mit dem natürlichen Flusslauf der Untereider bei Rendsburg.
Infrarot-Fotografie der historischen Schleuse des Alten Eiderkanals in Klein Königsförde. Als Vorgänger des Nord-Ostsee-Kanals verband er die Kieler Förde mit dem Flusslauf der Untereider bei Rendsburg. © Holger Rüdel

Nein, dieser Blick auf einen Abschnitt des Alten Eiderkanals wurde nicht mit dem Werkzeugkasten von Photoshop und Co. erzeugt. Es handelt sich vielmehr um eine authentische Fotografie – ohne bildverändernde Manipulation in der digitalen Dunkelkammer. Genauer gesagt: Wir sehen eine Aufnahme, bei der nur das für unser Auge nicht wahrnehmbare infrarote Licht vom Sensor der Spezial-Digitalkamera eingefangen wurde.

Fotografieren im Bereich unsichtbarer infraroter Strahlen – das ist das Eintauchen in eine andere visuelle Welt. Motive, die uns sattsam bekannt sind, erscheinen plötzlich wie verwandelt, eben in einem überraschend neuen, oftmals magischen Licht. Und genau darum ist die Infrarot-Fotografie, vor allem in ihrer schwarzweißen Variante, dazu prädestiniert, traditionelle Sehgewohnheiten aufzubrechen.

Der Alte Eiderkanal

So wie bei diesem Bild der historischen Schleuse des Alten Eiderkanals in Klein Königsförde, einem der wenigen Relikte dieser fast vergessenen Wasserstraße aus dem späten 18. Jahrhundert. Zu Recht wird der Eiderkanal als eines der bedeutendsten historischen Technikbauwerke Schleswig-Holsteins bezeichnet. Er verband die Kieler Förde mit der unteren Eider bei Rendsburg und galt bis zur Fertigstellung des Nord-Ostsee-Kanals 1895 als die wichtigste künstliche Wasserstraße Europas. Er war der erste Kanal der Welt, den auch seegehende Schiffe befahren konnten.

Auf den Spuren von Jules Verne

Jules Verne, der Pionier des Science-Fiction-Romans, war der wohl prominenteste Passagier in der Geschichte des Alten Eiderkanals. Begleitet von seinem Bruder Paul, durchquerte er im Sommer 1881 mit seiner Dampfyacht die Wasserstraße – eine Fahrt, die nachhaltigen Eindruck bei der Reisegesellschaft hinterließ. So notierte Paul Verne in seinem Tagebuch:

Von Rendsburg bis Kiel führt der Kanal durch einen wirklichen Park … Die Jacht gleitet ruhig durch den geheimnisvollen Laubengang, zwischen hölzernen Baken und geflochtenen Uferwänden hin. Die Fahrt scheint nach unbekannten Welten zu gehen. Rings um das Schiff säuselt und zittert ein Blättermeer, und das Ufer verschwindet gänzlich unter dem dunkel glänzenden Grün. Rosenstöcke neigen sich bei unserem unerwarteten Erscheinen; Wasserpflanzen mit grünen, still daliegenden Blättern scheinen zu erschrecken und tauchen in die schützende Tiefe.

Jules Verne in Schleswig-Holstein. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Frank Trende, Husum 2020.

Und sein berühmter Bruder Jules ergänzte: “Es ist ein herrliches Land.”

Es waren diese Zeilen aus dem Reisebericht der Brüder Verne, die mich dazu inspirierten, den vergangenen Zauber des Alten Eiderkanals mit der Ästhetik der Infrarot-Fotografie ein wenig aufscheinen zu lassen.


Aufnahmegerät: Nikon D7000, für die monochrome Infrarot-Fotografie (Wellenbereich 830 nm) modifiziert. Objektiv: AF-S DX Nikkor 10-24 mm 1:3,5-4,5G ED.

 

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