Ein einfaches Herbstblatt auf dem Bürgersteig, das dem Lächeln eines roten Mundes frappierend ähnelt – es sind die skurrilen und überraschenden Momente, denen Matt Stuart seine Aufmerksamkeit schenkt.
Unablässig durchstreift er mit einer diskreten Kamera seine Heimatstadt London. „Wenn jemand Londons überdrüssig ist, ist er des Lebens überdrüssig; denn in London hat man alles, was das Leben bieten kann.“ Dieses Zitat des englischen Schriftstellers und Kritikers Samuel L. Johnson stammt aus dem 18. Jahrhundert. Matt Stuart hat es seiner ersten Publikation vorangestellt. “All that life can afford“ ist 2016 erschienen und zeigt eine Sammlung von rund 100 Aufnahmen, die zwischen 2002 und 2015 in den Straßen und auf den Plätzen der englischen Metropole entstanden sind.
Impulse von Robert Frank und Henri Cartier-Bresson
1974 in Harrow im Nordwesten Londons geboren, war für Matt Stuart das Skateboard der erste ständige Begleiter und Auslöser für die bis heute andauernde Faszination des Großstadtlebens. Schon längst hat er das Skateboard gegen eine kompakte Kamera getauscht, ohne die er niemals das Haus verlässt. Bücher bedeutender Fotografen, vor allem von Robert Frank und Henri Cartier-Bresson, weckten schon als Jugendlicher sein Interesse an der Fotografie, insbesondere an der Straßenfotografie, der mittlerweile seine ganze Leidenschaft gilt.
„Kaufe ein gutes Paar bequeme Schuhe, halte deine Ellbogen bei dir, sei geduldig, optimistisch und vergesse niemals zu lächeln.“ Mit diesem Credo, seinem feinen britischen Humor und einem untrüglichen Gespür für sich entwickelnde Szenen und Begebenheiten macht sich Matt Stuart auf die Suche nach den „entscheidenden Augenblicken“. Er widerlegt mit seiner Sicht der Dinge die Behauptung, dass Straßenfotografie eine überholte und langweilige Kunstform sei. Das Leben ändert sich fortlaufend und mit ihr all die kleinen und großen menschlichen Komödien und Tragödien, die sich tagtäglich auf den „Straßenbühnen“ der Welt abspielen.
„Street Photography Now“
Der Wettbewerb „Street Photography Now“ und das gleichnamige Buchprojekt, vom englischen Verlag Thames & Hudson 2012 initiiert, lösten weltweit eine Art Renaissance des Genres der Straßenfotografie aus. Namhafte Fotografen stellten ein Jahr lang Woche für Woche Themenaufgaben online, an denen sich eine ständig wachsende Schar von Fotobegeisterten auf allen Kontinenten abarbeitete. Die besten Einsendungen wurden am Ende ausjuriert und fanden Eingang in das Buch.
Die Ehre des Cover-Fotos gebührte Matt Stuart. Sein Bild einer aus der bodentiefen Perspektive aufgenommenen Taube, die scheinbar im Gleichschritt mit den Passanten über den Trafalgar Square schlendert und deren Schwanzfedern den Gehröcken der Menschen auf dem Platz zu gleichen scheinen, wurde schnell berühmt und machte den Namen Matt Stuart in der Szene bekannt. Er wurde schließlich Mitglied der Agentur Magnum Photos in Paris – eine Berufung, die einem Ritterschlag gleichkommt und die andere Fotografen oft erst nach vielen Jahren erreichen.
Kooperationsprojekt mit Magnum Photos
Das Stadtmuseum Schleswig und die Städtische Galerie Iserlohn setzen mit dem Matt-Stuart-Projekt ihre langjährige erfolgreiche Partnerschaft fort.
„Alles, was das Leben bieten kann / All that life can afford“ ist mit 100 Arbeiten die erste große Werkschau von Matt Stuart. Die Ausstellung feiert im Juni 2018 im Stadtmuseum Schleswig Premiere und wird ab November 2018 in der Städtischen Galerie Iserlohn zu sehen sein. Daran schließt sich eine von Magnum Photos koordinierte Tournee an.
Das Projekt wird in Schleswig von der Nord-Ostsee Sparkasse und dem Verein zur Förderung des Stadtmuseums Schleswig e. V. unterstützt.
Stadtmuseum Schleswig: 15. Juni 2018 bis 16. September 2018
Städtische Galerie Iserlohn: 16. November 2018 bis 10. Februar 2019
Matt Stuart live in Schleswig
Matt Stuart hält am 15. Juni 2018 um 20:00 Uhr einen Lichtbildervortrag in der Schleswiger A. P. Møller-Skolen. Der Vortrag erfolgt in englischer Sprache. Eintritt 8,00 € zzgl. VVK-Gebühr. Kartenbestellungen per E-Mail an stadtmuseum@schleswig.de.